Gedanken für den Tag

von Karl Sigmund, emeritierter Professor für Mathematik an der Universität Wien. "Zwischen Physik und Philosophie" - Zum 100. Todestag von Ernst Mach. Gestaltung: Alexandra Mantler

Die Lebensaufgabe des Ernst Mach

Vor 100 Jahren starb Ernst Mach. Nur wenige haben auf die geistige Entwicklung des 20. Jahrhunderts einen ähnlich großen Einfluss gehabt wie er.

Ernst Mach studierte am physikalischen Institut an der Universität Wien. Bereits mit 30 wurde Mach Professor in Prag. Dort erwarb er sich besonders durch seine Untersuchungen zu Schockwellen weltweiten Ruf. "Mach Eins", das weiß heute jeder, bezeichnet die Schallgeschwindigkeit.

Aber Mach war nicht nur ein begnadeter Experimentator, besonders profilierte er sich durch seine Untersuchen zu den Grundbegriffen der Physik, wie "Kraft" oder "Wärme". Was ist Materie? Wie misst man Beschleunigung? Mach untersuchte diese Fragen von den einfachsten Beobachtungen ausgehend, durch kritische Analyse der historischen Wurzeln.
Mit seiner Fragestellung traf Mach den Nerv seiner Zeit. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts konnte niemand mehr übersehen, dass die treibende Kraft hinter der gesellschaftlichen Entwicklung der technische Fortschritt war, und die treibende Kraft hinter der Technik die Naturwissenschaft.

Aber worauf beruht die Naturwissenschaft? Sie war längst nicht mehr das Steckenpferd einiger Denker und Träumer, sie war zu einem weltweiten, Generationen umspannenden, Unterfangen geworden, das alle betraf.

So kam es, dass Ernst Mach, nach dreißigjähriger Tätigkeit als Physiker in Prag, 1895 an die Universität Wien berufen wurde. Und er kam nicht als Physiker, sondern als Philosoph - auf einen für ihn maßgeschneiderten Lehrstuhl für die Geschichte und Theorie der Naturwissenschaften.

Sein Schritt von der Physik zur Philosophie war längst vorgezeichnet gewesen. Wie Mach selbst schrieb: "Meine Lebensaufgabe war es, von Seiten der Naturwissenschaften der Philosophie auf halbem Wege entgegenzukommen."

Service

Karl Sigmund, "Sie nannten sich DER WIENER KREIS - Exaktes Denken am Rand des Untergangs", Verlag Springer

Ernst Mach Centenary Conference 2016

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Titel: GFT 160613 Gedanken für den Tag / Karl Sigmund
Länge: 03:49 min

Komponist/Komponistin: Johann Sebastian Bach/1685 - 1750
Titel: Ouverture nach französischer Art in h-Moll BWV 831
Album: Johann Sebastian Bach Cembalo & Orgelwerke Zweyter Theil der ClavierUebung
* Passepied I/II
Solist/Solistin: Peter Waldner /Cembalist/geb. 1966
Länge: 02:00 min
Label: Tastenfreuden

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