Salzburger Nachtstudio

CityScienceTalk.
Die beiden Seiten der Toleranz.
Gestaltung: Elisabeth J. Nöstlinger

Jahrzehntelang stand die Forderung nach einer toleranten Gesellschaft im Mittelpunkt politischer Diskussionen. Gemeint war die Anerkennung anderer Wertekulturen, die Akzeptanz anderer Lebensweisen als die eigenen. Nun ist die Stimmung gekippt.

Schon Ende der 1990er-Jahre wies der deutsch-syrische Politologe Bassam Tibi in seinem Buch "Europa ohne Identität? Leitkultur oder Wertebeliebigkeit" darauf hin, dass der Gleichstellung aller Kulturen die Integration von Migranten in die Aufnahmegesellschaft im Wege stehe. In seinem Buch kritisierte Bassam Tibi die Bereitschaft von Multikulti-Verfechtern, "die Fundamentalistische Forderung nach einer Geltung der Scharia für die in Europa lebenden Muslime im Sinne von multikultureller Toleranz" zuzulassen.

Diese Kritik ist hochaktuell, denn wer der Zulassung der Scharia zustimmt, muss gesellschaftliche Zonen akzeptieren, in denen islamische Gesetze und nicht nationales Recht gelten. Ist das in unserer westlichen Wertegemeinschaft zu tolerieren? Genau genommen heißt das lateinische Wort tolerare übersetzt erdulden, ertragen. War das gemeint, als viele von uns sich eine Multikulturelle Gesellschaft wünschten? Einen Schmelztitel in dem die Vielfalt zu einem neuen Ganzen blühte?

Was wir erkennen müssen, sind Parallelgesellschaften, in denen sich Teile radikalisieren. Kann hier eine Debatte über Toleranz helfen oder braucht es dafür die Enttabuisierung des Wortes "Leitkultur"? Und von welchen Werten soll die getragen sein? - Elisabeth Nöstlinger diskutiert diese Fragen mit den Philosophen Konrad Paul Liessmann, Urs Sommer, Ottfried Höffe und der Philosophin und Kulturmanagerin Katja Gentinetta.

Service

Düzen Tekkal: Deutschland ist bedroht. Warum wir unsere Werte jetzt verteidigen müssen, berlin Verlag
Alice Schwarzer (Hg.): Die Gotteskrieger und die falsche Toleranz, KiWi
Otfried Höffe: Kritik der Freiheit. Das Grundproblem der Moderne, C. H. Beck

Sendereihe