Radiokolleg - Einfach schön

Attraktivität als sozialer Motor (1). Gestaltung: Margarethe Engelhardt-Krajanek

"Bei mir bist du scheen" swingten 1938 die Andrew Sisters und landeten damit einen Welterfolg. Aber was macht jemanden schön? Auf wen wirken wir attraktiv und anziehend?

Innere Werte, Charaktereigenschaften wie die Fähigkeit zuzuhören oder Sorge zu tragen wurden in den Benimm-Lexikons früherer Jahrhunderte als Merkmale weiblicher Attraktivität angepriesen. Männern wurde markante Durchsetzungskraft zugeordnet. Dem widerspricht die Sozialpsychologie. Denn Attraktivität ist durchaus äußerlich. Auf der Suche nach wissenschaftlich objektivierbaren Kriterien für Schönheit wurden hunderten Proband/innen Fotos vorgelegt. Das Ergebnis: Symmetrie, Durchschnittlichkeit und starke Geschlechtsmerkmale machen ein Gesicht angeblich schön. Beeinflusst wurde das Urteil der Proband/innen aber auch vom Ort der Befragung, der individuellen Lebenssituation und ob er und sie hungrig waren - oder nicht.

Ähnliches gilt für Körperideale. Um den angestrebten Body-Mass-Index zu erreichen, darben und quälen sich Männer wie Frauen. Denn sicher gilt: Nur wer attraktiv ist, wird vom anderen Geschlecht auch wahrgenommen. Psycholog/innen wiederum raten von unvernünftigen Selbstkasteiungen ab. Denn attraktiv wirkt, wer sich seiner selbst sicher ist. Offen für Neues und gleichzeitig sorgsam im Umgang mit sich selbst wie mit den anderen wirkt anziehend. Schön ist, wer schön handelt, folgerte der indische Denker Mahatma Ghandi. Und weltweit sind sich Studien in einem Punkt einig: Ein anziehendes Lächeln versetzt Berge und überwindet Grenzen.

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Literatur:

Marie-Luise Angerer, "Vom Begehren nach dem Affekt", diaphanes 2007

Karl Grammer, "Signale der Liebe. Die biologischen Gesetze der Partnerschaft." dtv 1995

Helmut Leder, "Explorationen in der Bildästhetik. Vertrautheit, künstlerischer Stil und der Einfluss von Wissen als Determinante." Pabst Science Publisher 2003

Konrad Paul Liessmann, "Schönheit". UTB 2009

Marcos Nadal, "Art, Aesthetics and the Brain," Oxford 2015

Waltraud Posch, "Projekt Körper," Campus Verlag, Frankfurt am Main 2009

Waltraud Posch, "Körper machen Leute," Campus Verlag, Frankfurt am Main 1999

Melanie Wald-Fuhrmann, "Der Kanon der Musik. Theorie und Geschichte. Ein Handbuch." München 2013

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