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SALZBURG
Bad Gastein: Verblasster Glanz, bröckelnde Fassaden

"Sommer.frische.kunst" lädt internationale Künstler und Künstlerinnen ein, den einstigen Weltkurort neu zu entdecken.

Sie ragen zehn bis zwölf Stockwerke in die Höhe und zeugen von der früheren Größe des Kurortes Bad Gastein. In den mondänen Hotelburgen des Ortes stiegen um die Jahrhundertwende die Hautevolee und der Adel ab. Für die eleganten Gäste bauten die Einheimischen eine Wolkenkratzerstadt en miniature, eingezwängt in ein enges Bergtal. Wer Bad Gastein besichtigt, spürt ihn immer noch, diesen fast größenwahnsinnigen Versuch der Simulation einer Großstadt im Herzen der Alpen.
Heute gibt es im Ortskern nicht mehr viel zu sehen. Bad Gasteins ehemalige Flaniermeile wirkt wie ausgestorben: Wo einst die feine Gesellschaft flanierte, trifft man Touristen in Jogginghosen. Wo Waren für den erlesenen und teuren Geschmack präsentiert wurden, stehen Schaufenster leer. An den denkmalgeschützten Prachtbauten bröckelt der Putz. Vor über 10 Jahren hat der Wiener Immobilienentwickler Franz Duval, der 2013 verstorben ist, praktisch das gesamte Zentrum des Kurortes gekauft. Trotz der Zusage die Gebäude zu revitalisieren und einen Hotelkomplex zu errichten, wurden die Prachtbauten der Belle Epoque seither dem Verfall preisgegeben.

Vom Manhattan der Alpen zum Detroit der Alpen.
Doch gerade der verblasste Glanz einst vergangener Tage entfaltet einen morbiden Charme, der immer mehr Menschen in den Bann zieht. Im Ort hat sich eine Community aus eingefleischten Gastein-Fans zusammengefunden, die das große Erbe Bad Gasteins wiederaufleben lassen wollen. Darunter: Hamburger Szenegastronomen, Wiener Architekten, Intellektuelle, oder Hipster auf der Suche nach dem Ruinenchic verlassener Grand Hotels. Sie alle entdecken Bad Gastein für sich. Auch die Hamburger Kunstsammlerin und Mäzenin Andrea von Goetz erkannte das Potential des Dorfes und rief vor nunmehr 7 Jahren das "sommer.frische.kunst"-Residenzprogramm ins Leben. Drei Wochen lang arbeiten internationale Künstler und Künstlerinnen im Kraftwerk am Fuße des Wasserfalls. Wer möchte, kann den Artists in Residence bei der Arbeit über die Schulter schauen. Die Ateliers stehen für Besuchern und Besucherinnen offen. Höhepunkt des "sommer.frische.kunst"-Residenzprogramms ist das Kunstwochenende, das heuer vom 28.07. bis 31.07. stattfindet. In diesem Jahr werden arrivierte Künstler wie Gerwald Rockenschaub und einflussreiche Galeristen wie Johann König erwartet. Das "sommer.frische.kunst"- Festival hat sich mittlerweile vom Geheimtipp zum Szenetreff entwickelt. - Gestaltung: Christine Scheucher

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