Gedanken für den Tag

2. Dezember 2016, 06:56

Auf der Homepage der österreichischen Tourismuswerbung sind in diesem Jahr 154 große Adventmärkte, Weihnachtsdörfer und andere einschlägige Angebote verzeichnet. So wie jeweils in den letzten Jahren eine Rekordzahl. Dabei sind da Attraktionen wie das Postamt Christkindl und zahlreiche kleinere lokale Initiativen gar nicht eingerechnet. Neben einem österreichweit flächendeckenden Angebot Made in China finden sich da jeweils regionale Eigen- und Besonderheiten. Die Orte und Veranstalter wetteifern um den Gast, der Advent ist eine von Handel und Touristikern fest eingeplante Größe.

In kleineren Orten wird der Weihnachtsmarkt zum Zentrum; man trifft sich da, hält inne; viele verabreden sich, die einander sonst das ganze Jahr nicht sehen oder sogar ausweichen. Eine seltsam-schöne Verlangsamung der Zeit tritt ein. Dabei geht es gar nicht um religiös geprägte Inhalte, sondern um ein Gemeinschaftserleben. Uralte Sehnsucht, in der Zeit der Dunkelheit zusammenzurücken, sich der Gegenwart anderer zu vergewissern, bekommt einen allgemein akzeptierten, tannennadelduftenden Rahmen. Advent bringt auch eine Vorahnung der Raunächte mit sich...

Es ist auch eine Zeit der Feldumgänge und Stallgebräuche, Nikolaus und Krampus, Glöcklerlauf und Krippenreise - sie haben ihren festen Platz in diesen Tagen rund um die längste Nacht. Schlösser und Klöster, Dorfplätze und Winterwälder erzählen von der Verbundenheit mit dem Brauchtum, aber auch von der Sehnsucht nach einer heilen Welt, die unerschüttert ist von aktuellen Schreckensnachrichten.

Und auch wenn das manchem nicht in sein ideologisch-enges Hirnkastel passen mag - solche Weihnachtsmärkte, auf denen die Menschen sich öffnen und bereit sind für das Schöne, sind ein wunderbares Instrument der Integration. Alle Menschen werden Brüder, Geschwister - wann, wenn nicht jetzt? Der Stern von Bethlehem und das Licht der Aufklärung - sie leuchten in die Tiefe der Seele. Advent ist eine schöne Zeit...

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Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler