Gedanken für den Tag

28. Dezember 2016, 06:56

Chanukka ist kein "Lichterfest"

Heute Abend zünden Jüdinnen und Juden weltweit die fünfte Kerze am Chanukka-Leuchter. Ich finde, Chanukka ist ein problematisches Fest. Es geht um die über mehrere Generationen dauernde Geschichte, wie sich die jüdische Dynastie der Hasmonäer etwa 200 vor der üblichen Zeitrechnung gegen die hellenistischen Seleukiden behaupten konnte.

Im Anschluss daran sind sie etwa 100 Jahre an der Macht geblieben. In den Makkabäerbüchern steht, dass die Hellenisten versucht haben, den jüdischen Glauben auszulöschen. Sie haben den Tempel in ein nichtjüdisches Heiligtum umgewandelt und wollten Jüdinnen und Juden unter Androhung des Todes zwingen, dort zu opfern. Viele wurden umgebracht. Aber viele haben sich auch gewehrt. Die Aufständischen rund um Jehuda haMakkabi, das bedeutet "der Hammer", haben viel Blut vergossen, um den entweihten Tempel in Jerusalem zurückzuerobern und wieder kulttauglich zu machen.

Für mich als Pazifistin ist es keine leichte Sache, gewonnene Kriege zu feiern. Und die Makkabäer haben zwar dafür gekämpft, ihre Religion und Traditionen behalten zu können. Aber wenn man sich die Münzfunde aus der Zeit ihrer Herrschaft ansieht, wo hellenistische Symbole abgebildet sind, merkt man, dass es mit der Jüdischkeit auch bald nicht mehr ganz so weit her war. Es sind auch schwierige religiöse Fragen mit Chanukka verbunden: Weil die Hellenisten die Makkabäer am Schabbat angegriffen haben, haben diese beschlossen, diesen höchsten der Tage zu entweihen und an ihm zu kämpfen. Nur weil sie ein ganz zentrales Gut ihrer Religion vorübergebend außer Kraft gesetzt haben, konnten sie insgesamt ihre Religion erhalten.

Jedenfalls finde ich es immer befremdlich, wenn Chanukka als "Lichterfest" bezeichnet wird. Das klingt einfach zu harmlos. Die Geschichte von Chanukka stellt uns vor tiefgreifende Fragen, etwa: Wie kann ich in einem schwierigen Umfeld meine moralische Integrität bewahren? Was kann oder was muss ich aufgeben, wenn es um ein größeres Ziel geht? Und wie weit bin ich bereit wofür zu gehen?

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Sendereihe

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Gestaltung

• Alexandra Mantler