ORF/URSULA HUMMEL-BERGER
Gedanken für den Tag
von Golli Marboe, Journalist. "Über den Handyrand schauen". Gestaltung: Alexandra Mantler
14. Februar 2017, 06:56
Nach Studien der Universität Wien gebraucht ein Vierzehnjähriger circa 7,5 Stunden täglich sein Handy, dazu schaut der durchschnittliche Österreicher beinahe vier Stunden pro Tag fern, am Weg zur Arbeit hört man Radio oder liest in den öffentlichen Verkehrsmitteln eine der Gratis- oder kleinformatigen Zeitungen.
Zeitungen hatten ursprünglich die Funktion, dass Journalisten einen für den "Normalsterblichen" nicht überschaubaren Themenkreis sondieren, recherchieren, verschiedene Meinungen einholen und dann einen entsprechenden Artikel dazu schreiben. Die Aussage eines so entstandenen Artikels nimmt keine Rücksicht darauf, ob das dem potentiellen Leser gefällt.
Anders ist das mit den sogenannten Boulevard-Medien. Diese schreiben nicht einfach etwas Falsches. Das wäre viel zu kurz gegriffen und ist auch gar nicht so oft der Fall. Vielmehr beleuchten sie Themen mit einer anderen Intention als ein "richtiger" Journalist, eine "richtige" Journalistin, das tun würde: Insbesondere Gratiszeitungen melden zurück, was man eigentlich eh schon immer gedacht hat. Sie wollen nicht informieren, sondern sie möchten, dass man sich als Leser bestätigt fühlt - bestätigt in den eh schon vorhandenen Ansichten bzw. Vorurteilen.
So fühlt man sich unter Gleichgesinnten - und ohne es zu merken wird man Teil in einer Filterblase, ähnlich dem Phänomen von social media-Angeboten und den derzeit in aller Munde stehenden "Echoräumen".
Ich finde, man sollte sich selbst, aber ganz besonders auch den eigenen Kindern, die diese Blätter am Weg zur Schule vielleicht durchlesen, immer wieder deutlich machen, dass der Konsum solcher Gratis- und kleinformatiger Blätter allenfalls vergleichbar mit dem Durchschauen von Werbekatalogen aus Supermärkten ist, aber keinen Journalismus darstellt, denn das ist eigentlich etwas ganz anderes...
Denn ein richtiger Artikel in einer richtigen Zeitung stellt zu einem Standpunkt auch eine Gegenmeinung dar, ein richtiger Artikel in einer richtigen Zeitung wird dem "Wer Was Wann Wieso" nachgehen, ein richtiger Artikel in einer richtigen Zeitung wird sachlich bleiben und wahrscheinlich nicht emotionalisieren, ein richtiger Artikel in einer richtigen Zeitung macht keine Angst, sondern sorgt für Information. Und wenn man informiert ist, dann versteht man eine Sache eben besser.
Aber es ist halt so bequem und bestätigt einen leider irgendwie, das zu lesen, was man eh schon denkt...
So wie Martin Buber schreibt: "Die große Schuld des Menschen ist, dass er in jedem Augenblick die Umkehr tun kann aber nicht tut". (Martin Buber)
Service
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Sendereihe
Gestaltung
Playlist
Komponist/Komponistin: Kurt Weill/1900 - 1950
Bearbeiter/Bearbeiterin: John Harle /Transkription
Titel: Tango aus der Dreigroschenoper / Bearbeitung für Saxophonquartett
Ausführende: Quatuor de Saxophones de Paris
Ausführender/Ausführende: Daniel Ligier /Sopransaxophon
Ausführender/Ausführende: Francis Caumont /Altsaxophon
Ausführender/Ausführende: Alain Jousset /Tenorsaxophon
Ausführender/Ausführende: Philippe Duchesne /Baritonsaxophon
Länge: 02:00 min
Label: ADDA 581018