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Spielräume - Nachtausgabe

50 Jahre Summer of Love: "...wear flowers in your hair". Die Hippies und ihr Sommer - San Francisco und Monterey. Gestaltung: Elke Tschaikner und Christian Scheib

Genau an diesem Wochenende vor 50 Jahren fand das legendäre Monterey Pop Festival statt. Im Rahmen unserer vielfältigen Geburtstagsfeierlichkeiten zu 50 Jahre Ö1 wollen wir auch an den kalifornischen "Summer of Love" vor ebenfalls genau 50 Jahren denken. Eine illustre Gästerunde tauscht Erinnerungen aus, teilt Ein- und Ansichten und natürlich viel Musik: Wolfgang Kos, Popmuseumsdirektor; Hannes Rossacher, Filmemacher; Carol Koch, Radiomoderatorin in New York 1967; Schiffkowitz, STS-Mitglied; Christian Fennesz, Musiker; Sabine Nikolay, Radiojournalistin; Thomas Epple, Vinylliebhaber sind die Gäste von Elke Tschaikner und Christian Scheib. (Eine überarbeitete Fassung einer Sendung aus 2007)

Ausgerechnet "Family Dog" nannte sich eine Organisation, die aus dem Hippie Chet Helms und seinen Freunden bestand, und die ein kleines altes Theater in San Francisco bespielte, den Avalon Ballroom. In den knapp drei Jahren rund um 1967, in denen Family Dog dort residierte, war es ein zentraler Ort der Hippiekultur und es war beispielsweise dieser Chet Helms, der 1966 eine alte Freundin aus Texas anrief, sie möge doch nach San Francisco kommen, um mit der Band zu spielen, die er in seinem Thetaer gerade managen würde. Die Band hieß Big Brother and the Holding Company und die Freundin hieß Janis Joplin. Jene lokalen Bands, die man sich in diesen Hippietagen an diesem Ort erwarten würde, waren hier, von den Quicksilver Messenger Service über eben Joplin mit Big Brother zur Butterfield Blues Band, und für jede Auftrittsserie wurden grandios psychodelische Plakate entworfen. Rundherum in der Stadt brodelte es, im Laufe des Jahres 1967 wurde aus einer großen Hippie-Community eine übergroße Bewegung, The San Francisco Oracle machte sich zum Themen bestimmenden Printmedium, The Diggers bespielten mit aktionistischem Theater die ganze Stadt.

So weit entspricht alles dem gern nacherzählten Mythos: Der Summer of Love von 1967 als Zentrum einer sich-selbst-generierenden, quirligen, bunten, überraschenden, irgendwie drogenbeinflussten, irgendwie surrealen Welt der Liebe und der Musik und eines neuen Lebenskonzepts ingesamt. Wahrlich überraschend mag da vielleicht sein, dass der Begriff "Summer of Love" nicht zufällig entstanden war, sondern einer von den eingangs genannten Kulturaktivisten geplanten Marketing-Aktion entsprang, um dem damals gängigen Klischeebild vom bekifften, am Straßenrand um Geld bettelnden Hippie ein positives Branding entgegenzusetzen. Und dass dies so dermaßen gründlich und über Jahrzehnte wirkmächtig gelang, hat nicht zuletzt auch damit zu tun, dass man zwecks Durchsetzung sogar eine Art Regierung der Hippiebewegung gründete, das Council for the Summer of Love. Während gleich von Anfang an die Touristenbusse nach Height Ashbury umorganisiert worden waren, um die Hippies zu bestaunen, gab es von Innen heraus ja genug ernsthaft Gemeintes zu organisieren: Free Stores, Sweep-Ins, auch die Free Health Clinic, die bis heute existiert und übrigens unter anderem von Geld der Monterey Pop Foundation finanziert wird, eine Stiftung, die wiederum aus der bis heute andauernden Vermarktung des The Monterey International Pop Music Festival aus 1967 gespeist wird.
In Frühling und Sommer des Jahres 1967 kamen dann aus den ganzen USA Schulkinder und Studenten nach San Francisco.

Bemerkenswert ist eine weitere wohlüberlegte und sehr erfolgreiche Marketingaktion: John Philips, einerseits Mitglied der ebenfalls auftretenden, prototypischen Hippie-Band The Mamas & The Papas, zugleich einer der beiden Organisatoren des Monterey Pop Festivals und darüber hinaus Jugendfreund des ebenfalls auftretenden Sängers Scott McKenzie, dieser John Philip schrieb und produzierte für seinen Jugendfreund einen Song mit dem Zweck, dem Festival schon vorweg eine Art Hymne zu verpassen, und dieses Lied sollte erstens zum Lebenshit von Scott McKenzie werden und wurde zweitens tatsächlich die Hymne einer ganzen Jugendkultur: San Francisco (Be Sure To Wear Flowers In Your Hair).

Christian Scheib

Sendereihe

Gestaltung

  • Elke Tschaikner
  • Christian Scheib

Playlist

Komponist/Komponistin: Mamas&Papas
Titel: California Dreaming
Solist/Solistin: Mamas&Papas
Länge: 04:00 min
Label: Castle Communications ROK CD 102

Komponist/Komponistin: Janis Joplin
Titel: Down on Me
Solist/Solistin: Janis Joplin
Länge: 04:00 min
Label: Castle Communications ROK CD 102

Komponist/Komponistin: Brian Wilson
Titel: Whistle in
Solist/Solistin: Beach Boys
Länge: 03:30 min
Label: Castle Communications ROK CD 102

Komponist/Komponistin: Jefferson Airplane
Titel: Sombody to Love you
Solist/Solistin: Jefferson Airplane
Länge: 04:30 min
Label: Castle Communications ROK CD 102

Komponist/Komponistin: Gary Brooker/Keith Reid
Titel: A whiter shade of pale
Ausführende: Procol Harum/Ges.m.Begl.
Länge: 04:07 min
Label: Cube 826290

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