AP
Spielräume - Nachtausgabe
(Fortsetzung). 50 Jahre Summer of Love: "... wear flowers in your hair". Die Hippies und ihr Sommer - San Francisco und Monterey. Gestaltung: Elke Tschaikner und Christian Scheib
16. Juni 2017, 23:03
Genau an diesem Wochenende vor 50 Jahren fand das legendäre Monterey Pop Festival statt. Im Rahmen unserer vielfältigen Geburtstagsfeierlichkeiten zu 50 Jahre Ö1 wollen wir auch an den kalifornischen "Summer of Love" vor ebenfalls genau 50 Jahren denken. Eine illustre Gästerunde tauscht Erinnerungen aus, teilt Ein- und Ansichten und natürlich viel Musik: Wolfgang Kos, Popmuseumsdirektor; Hannes Rossacher, Filmemacher; Carol Koch, Radiomoderatorin in New York 1967; Schiffkowitz, STS-Mitglied; Christian Fennesz, Musiker; Sabine Nikolay, Radiojournalistin; Thomas Epple, Vinylliebhaber sind die Gäste von Elke Tschaikner und Christian Scheib. (Eine überarbeitete Fassung einer Sendung aus 2007)
Ausgerechnet "Family Dog" nannte sich eine Organisation, die aus dem Hippie Chet Helms und seinen Freunden bestand, und die ein kleines altes Theater in San Francisco bespielte, den Avalon Ballroom. In den knapp drei Jahren rund um 1967, in denen Family Dog dort residierte, war es ein zentraler Ort der Hippiekultur und es war beispielsweise dieser Chet Helms, der 1966 eine alte Freundin aus Texas anrief, sie möge doch nach San Francisco kommen, um mit der Band zu spielen, die er in seinem Thetaer gerade managen würde. Die Band hieß Big Brother and the Holding Company und die Freundin hieß Janis Joplin. Jene lokalen Bands, die man sich in diesen Hippietagen an diesem Ort erwarten würde, waren hier, von den Quicksilver Messenger Service über eben Joplin mit Big Brother zur Butterfield Blues Band, und für jede Auftrittsserie wurden grandios psychodelische Plakate entworfen. Rundherum in der Stadt brodelte es, im Laufe des Jahres 1967 wurde aus einer großen Hippie-Community eine übergroße Bewegung, The San Francisco Oracle machte sich zum Themen bestimmenden Printmedium, The Diggers bespielten mit aktionistischem Theater die ganze Stadt.
So weit entspricht alles dem gern nacherzählten Mythos: Der Summer of Love von 1967 als Zentrum einer sich-selbst-generierenden, quirligen, bunten, überraschenden, irgendwie drogenbeinflussten, irgendwie surrealen Welt der Liebe und der Musik und eines neuen Lebenskonzepts ingesamt. Wahrlich überraschend mag da vielleicht sein, dass der Begriff "Summer of Love" nicht zufällig entstanden war, sondern einer von den eingangs genannten Kulturaktivisten geplanten Marketing-Aktion entsprang, um dem damals gängigen Klischeebild vom bekifften, am Straßenrand um Geld bettelnden Hippie ein positives Branding entgegenzusetzen. Und dass dies so dermaßen gründlich und über Jahrzehnte wirkmächtig gelang, hat nicht zuletzt auch damit zu tun, dass man zwecks Durchsetzung sogar eine Art Regierung der Hippiebewegung gründete, das Council for the Summer of Love. Während gleich von Anfang an die Touristenbusse nach Height Ashbury umorganisiert worden waren, um die Hippies zu bestaunen, gab es von Innen heraus ja genug ernsthaft Gemeintes zu organisieren: Free Stores, Sweep-Ins, auch die Free Health Clinic, die bis heute existiert und übrigens unter anderem von Geld der Monterey Pop Foundation finanziert wird, eine Stiftung, die wiederum aus der bis heute andauernden Vermarktung des The Monterey International Pop Music Festival aus 1967 gespeist wird.
In Frühling und Sommer des Jahres 1967 kamen dann aus den ganzen USA Schulkinder und Studenten nach San Francisco.
Bemerkenswert ist eine weitere wohlüberlegte und sehr erfolgreiche Marketingaktion: John Philips, einerseits Mitglied der ebenfalls auftretenden, prototypischen Hippie-Band The Mamas & The Papas, zugleich einer der beiden Organisatoren des Monterey Pop Festivals und darüber hinaus Jugendfreund des ebenfalls auftretenden Sängers Scott McKenzie, dieser John Philip schrieb und produzierte für seinen Jugendfreund einen Song mit dem Zweck, dem Festival schon vorweg eine Art Hymne zu verpassen, und dieses Lied sollte erstens zum Lebenshit von Scott McKenzie werden und wurde zweitens tatsächlich die Hymne einer ganzen Jugendkultur: San Francisco (Be Sure To Wear Flowers In Your Hair).
Christian Scheib
Sendereihe
Gestaltung
- Elke Tschaikner
- Christian Scheib
Playlist
Komponist/Komponistin: Brian Wilson
Titel: God Only Knows
Solist/Solistin: Beach Boys
Länge: 04:30 min
Label: EigenVerlag/Bootleg
Komponist/Komponistin: B. Wilson
Komponist/Komponistin: Chr. Fennesz
Titel: Dont Talk, put your hand...
Solist/Solistin: B. Wilson
Solist/Solistin: Chr. Fennesz
Länge: 05:30 min
Label: Eigenverlag
Komponist/Komponistin: Neil Young
Titel: On the Beach
Solist/Solistin: Neil Young
Länge: 04:30 min
Label: Reprise R 2180
Komponist/Komponistin: Greatful Dead
Titel: Anthem of the Sun
Solist/Solistin: Greatful Dead
Länge: 04:30 min
Label: WMA
Komponist/Komponistin: Jefferson Airplane
Titel: 3/5 of a Mile in 10 Seconds
Solist/Solistin: Jefferson Airplane
Länge: 04:30 min
Label: Prism
Komponist/Komponistin: J.Hendrix
Titel: Can you see me
Solist/Solistin: J.Hendrix
Länge: 03:00 min
Label: Castle Communications ROK CD 102
Komponist/Komponistin: United States of America
Titel: The Metaphysical Circus
Solist/Solistin: USA
Länge: 03:30 min
Label: CBS Records
Komponist/Komponistin: Moby Grape
Titel: Hey Grandma
Solist/Solistin: Moby Grape
Länge: 03:00 min
Label: Columbia C2K 53041
Komponist/Komponistin: Moby Grape
Titel: Just like Gene Autry
Solist/Solistin: Moby Grape
Länge: 03:30 min
Label: Columbia C2K 53041
Komponist/Komponistin: Frank Zappa
Titel: Hey Punk
Solist/Solistin: Frank Zappa
Länge: 03:30 min
Label: Verve
Komponist/Komponistin: Jimi Hendrix/1942-1970
Titel: 1983... < a merman I should turn to be
Ausführende: The Jimi Hendrix Experience/Ges.m.Begl.
Länge: 05:39 min
Label: MCA MCD 11600
Komponist/Komponistin: Mick Jagger/Keith Richards
Titel: 2000 light years from home
Ausführende: The Rolling Stones/Ges.m.Begl.
Länge: 04:44 min
Label: London 8201292
Komponist/Komponistin: Chip Taylor
Titel: Wild thing/live
Ausführende: The Jimi Hendrix Experience/instr.
Solist/Solistin: Jimi Hendrix/Ges., Gitarre m.Begl.
Länge: 10:44 min
Label: Universal Music/MCA 1126032 (2 CD's)