Radiogeschichten
Literarisches Österreich
Literarisches Österreich: Burgenland. Texte aus "Kühle Sterne". Von Hertha Kräftner. Gestaltung: Peter Zimmermann
Es liest Katharina Knap
27. Juni 2017, 11:05
Hertha Kräftner ist dreiundzwanzig Jahre alt, als sie sich am 13. November 1951 durch eine Überdosis Schlaftabletten das Leben nimmt. Zu ihren Lebzeiten hatte sie nur einige Gedichte in Zeitschriften veröffentlicht - und dennoch galt sie als herausragende Begabung, wie Ingeborg Bachmann oder Ilse Aichinger.
"Dieses Mädchen stand am Anfang ihres Lebens, sie war weder gefährlich krank noch hässlich oder verunstaltet", schrieb sie in einem kurzen, "Wenn ich mich getötet haben werde" betitelten Prosatext wenige Monate vor ihrem Tod: "Sie war gescheit und gebildet, ihr Professor nannte sie fähig und namhafte Literaten fanden sie begabt. Sie hatte bereits schriftstellerische Erfolge. Wo immer sie hinkam, war sie den Leuten sympathisch, sie konnte sich ihren Mitmenschen anpassen. Sie hatte eine sorgende Familie und bekam nicht nur, was sie brauchte, sondern auch was sie sich wünschte. Hatte dieses Mädchen also Grund, sich zu töten? Nein, antworten die Philister".
Die Lebensmüdigkeit hält schon die aus Mattersburg stammende Studentin der Germanistik, Anglistik und Psychologie an der Universität Wien in kurzen Notizen fest: "Bleiben oder gehen, beides heißt leiden", schreibt sie einmal. Sie lernt Hans Weigel kennen, besucht regelmäßig die Autorentreffen im Café Raimund, publiziert in den damals für junge Schriftsteller wichtigen Zeitschriften Lynkeus und Neue Wege. Immer geht es in den Gedichten und Prosatexten um Einsamkeit, Versagen, Liebe und Tod.
Service
Aus: Hertha Kräftner - "Kühle Sterne. Gedichte, Prosa, Briefe". Suhrkamp Verlag
Sendereihe
Gestaltung
- Peter Zimmermann