ORF
Passagen
Die Literarische Soiree
Literatur ist der Rede wert.
Einschätzungen, Meinungen, Kritiken - als diskursives Wechselspiel im Dienste der Literatur. (Aufzeichnung aus dem RadioCafe vom 8. Juni 2017)
Bearbeitung: Christine Scheucher
3. Juli 2017, 16:05
Im Zentrum der Debatte stehen die Neuerscheinungen:
Karl Ove Knausgard "Kämpfen" (Luchterhand)
Ilija Trojanow "Nach der Flucht" (S. Fischer)
Jonas Lüscher "Kraft" (C. H. Beck)
Karl Ove Knausgård "Kämpfen"
Zur Diskussion steht das literarische Phänomen der Stunde: Der norwegische Autor Karl Ove Knausgård hat sein Leben für ein literarisches Mammutprojekt ausgeweidet. Auf beeindruckenden viereinhalbtausend Seiten breitet Knausgård sein Seelenleben in einer sechsbändigen Autobiographie aus. Im norwegischen Original ist dieses Projekt der Selbstenthüllung unter dem Titel "Min Kamp" erschienen. Der Luchterhand Verlag hat darauf verzichtet, den deutschen Titel "Mein Kampf" zu verwenden. Der sechste und letzte Band trägt den Titel "Kämpfen". Millionen-Leser weltweit sind im Knausgård-Fieber. Warum das so ist, erörtert Christine Scheucher mit ihren Gästen.
Jonas Lüscher "Kraft"
Mit seinem Roman "Kraft" hat Jonas Lüscher einen Silicon-Valley-Roman geschrieben, in dem die alte intellektuelle Elite Europas gegen die Logik der Nullen und Einsen ins Rennen geschickt wird. Entstanden ist der Roman im Rahmen eines Forschungsstipendiums an der renommierten Ivy-League-Universität Stanford. Dort hätte Lüscher seine Dissertation fertig schreiben sollen. Stattdessen hat er einen Roman geschrieben, der sich mit dem neuen Goldrausch im Silicon Valley auseinandersetzt, mit einer Kultur geprägt von Fortschrittsoptimismus und der Hybris findiger Ingenieure und Investoren.
Ilija Trojanow "Nach der Flucht"
"Nach der Flucht" nennt der österreichisch-bulgarische Autor Ilija Trojanow seine Überlegungen rund um die Themen Herkunft, Identität und Migration.
Als Sechsjähriger flüchtete Trojanow mit seinen Eltern nach Deutschland, wo die Familie politisches Asyl erhielt. Jahrzehnte später kommt Trojanow zu dem Schluss: Einmal Flüchtling, immer Flüchtling. Wer einmal eine Fluchterfahrung gemacht hat, wird diese ein Leben lang nicht abstreifen können. Wie wichtig ist diese Erkenntnis im Kontext der aktuellen Migrations- und Fluchtbewegungen?
Gäste:
Alfred J. Noll: Publizist, Anwalt und Querdenker
Jochen Jung: Autor und Verleger
Erich Klein: Übersetzer und Literaturkritiker
Moderation: Christine Scheucher