Knieverletzung mit Krücken

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Radiodoktor - Medizin und Gesundheit

Knie an Nase! Helfe Dir bei Deinem Knorpelschaden

Neue Therapien gegen Knorpelschäden und Arthrose

Es klingt kurios - und ist es auch: Knorpel aus der Nase hilft Knorpelschäden am Knie zu reparieren. Dafür werden Knorpelstücke aus der Nasenscheidewand entnommen, im Labor gezüchtet und ins Kniegelenk verpflanzt - wir sprechen von Tissue-Engineering. Erste Studien dazu, die in Basel durchgeführt wurden, sind sehr vielversprechend. Weitere, größere Studien werden bald folgen.

Knorpel - vielseitig einsetzbar
Dieses Gewebe findet man im Körper an vielen Stellen: Ohr, Nase, Luftröhre, Bandscheiben etc.
Besonders wichtig ist Knorpel als Gleitschicht in den großen und kleinen Gelenken des Körpers. Und hier bereitet er auch die meisten (schmerzhaften) Probleme.

Anfälliger Gelenkknorpel
Knorpel und Knochen sind miteinander verwachsen. Der Knorpel im Kniegelenk ist etwa fünf Millimeter dick. Die Gleitfähigkeit von 2 Knorpelflächen aufeinander ist siebenmal besser als jene von zwei aufeinander gleitenden Eisplatten.
Allerdings hat der Knorpel eine Schwachstelle: Er hat keine Blutversorgung, sondern wird durch Diffusion von der Gelenksflüssigkeit ernährt. Dieser Prozess wiederum wird vor allem durch Bewegung des Gelenks angekurbelt. Die magere Versorgung macht den Knorpel anfällig für Verletzungen. Außerdem heilt er schlecht.
Auch der Alterungsprozess setzt dem Knorpel zu. Mit den Jahren verliert der Bewegungsapparat Wasser. Das macht den Knorpel empfindlicher für Abnutzung. Die Knorpelschicht verschmälert sich, bis letztlich Knochen auf Knochen reibt. Dies nennt man Arthrose.

Sport kann Knorpel killen
Knorpelschäden werden in der Regel durch Sportverletzungen (Fußball, Handball, Skifahren etc.) verursacht und betreffen daher oft jüngere Menschen. Naturgemäß trifft es am häufigsten das Kniegelenk. Oft geht eine solche Knorpelschädigung mit Verletzungen des Meniskus oder der Bänder im Kniegelenk einher.

Knorpeltransplantation & Co.
Die traumatischen Knorpeldefekte sollten umgehend therapiert werden. Dafür steht eine Reihe von Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Hier die wichtigsten: Bei der Mikrofrakturierung wird der Knochen unter dem Knorpel mit einer Art Ahle angebohrt. Diese Miniverletzungen sollen das Einsprossen von Blutgefäßen, das Einwandern von mesenchymalen Stammzellen sowie die Bildung von Ersatzknorpel induzieren.
Bei der Mosaikplastik werden kleine Knorpelteile von unbelasteten Stellen des Kniegelenks entnommen und in den Defekt eingesetzt.
Bei der Knorpelzelltransplantation wird im Rahmen einer Gelenksspiegelung Knorpelgewebe entnommen. Diese Zellen werden kultiviert und dann wieder in das Gelenke eingebracht. Die Erfolge sind gut, liegen jedoch deutlich unter 100 Prozent.

Arthrose - wenn der Knorpel schwindet
Arthrose ist eine gefürchtete Folgeerscheinung nach nicht ausreichend behandelten Knorpelschäden. Zumeist ist es aber einfach eine "altersbedingte Abnützungserscheinung". Betroffen sind hier in erster Linie Knie-, Hüftgelenk, aber auch Sprunggelenk, Schulter und die kleinen Gelenke der Wirbelsäule können dem Knorpelschwund unterliegen. Der fortschreitende Knorpelabbau führt zu einer Schädigung der Knochen und letztendlich zu einer Gelenksverformung. Entzündliche Prozesse spielen ebenfalls eine Rolle.
Selbst in den Fingergelenken kann es zu Arthrosen kommen.
Arthrose ist eine Erkrankung des gesamten Gelenks. Kraft und Koordination lassen nach. Wenn der Knorpel die Gelenkshaut nicht mehr bedeckt, treten Schmerzen auf. Einschränkungen der Beweglichkeit, des täglichen Lebens und der Lebensqualität sind die Folge.

Mögliche Behandlungen von Gelenksarthrosen
Hauptsymptome der Arthrose sind Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Wenn diese Beschwerden die Betroffenen zu einer Ärztin bzw. einem Arzt führen, ist die Arthrose in vielen Fällen leider bereits fortgeschritten. Eine echte Heilung ist dann meist nicht mehr möglich.
Die Basis der Behandlung sind neben Schmerzmitteln die Bewegungstherapie und Anwendungen der physikalischen Medizin. Nahrungsergänzungsmittel wie Chondroitinsulfat, Glukosamin oder Hyaluronsäure können hilfreich sein. Die wissenschaftliche Evidenz für diese Mittel ist allerdings nicht eindeutig.
Und dann gibt es noch die ACP-Therapie (autolog conditioniertes Plasma). Dafür wird das Blutplasma der Betroffenen aufgearbeitet, mit Blutplättchen angereichert und dann ins das arthrotische Gelenk gespritzt. Dadurch soll die Knorpelregeneration stimuliert werden.
Im fortgeschrittenen Stadium der Arthrose kann eine Teil- oder Totalendoprothese notwendig werden.
Völlig obsolet und von wissenschaftlicher Seite abzulehnen - obwohl sie dennoch noch fallweise durchgeführt wird

Diesmal diskutiert Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger mit seinen Gästen über die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von Knorpelschäden und Arthrose und informiert Sie über den neuesten Forschungsstand dazu.
Eine Sendung von Dr.in Michaela Steiner und Dr. Christoph Leprich.

Rufen Sie uns an und reden Sie mit! Kostenlos unter 0800/226979.

Service

Studiogäste im Funkhaus Wien:

Univ.-Prof. Dr. Stefan NehrerLeiter des Zentrums für Regenerative Medizin
Donau-Universität Krems
Dr.-Karl-Dorrek-Straße 30
A-3500 Krems an der Donau
Tel.: +43/(0)/2732/893-2600
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Priv.-Doz.in Dr.in Karin Pieber
FÄ für Physikalische Medizin und allgemeine Rehabilitation, Sportordination, Privatklinik Döbling, im Vorstand der GOTS (Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin)
Alser Str. 28/12
A-1090 Wien
Tel.: +43/(0)1/402 1000
E-Mail
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Sendungsgast im SFR Studio in Basel:
Dr. Marcus Mumme
Abteilung für Orthopädie und Traumatologie
Universitätsspital Basel
Hebelstrasse 32
CH-4031 Basel
Tel.: +41/61 265/25 25
E-Mail
Homepage

Info-Links:
Universitätsspital Basel: Knorpelzellen aus der Nase heilen Schäden im Kniegelenk
Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin
Schweizerische Gesellschaft für Orthopädie und Traumotologie (swiss orthopaedics)
Österreichische Gesellschaft für Physikalische Medizin und Rehabilitation (ÖGPMR)
Gesellschaft für Arthroskopie und Gelenkchirurgie (AGA)
Sportordination: Knorpel und Arthrose
tv.orf.at: Hilfe Arthrose!
Deutsche Ärztezeitung: Arthrose
Neues aus der Medizin: ACP-Therapie bei Arthrose (Fernseh-Sendung)
Bundesverband österreichischer Fachärzte für Physikalische Therapie und Rehabilitation: Arthrose und Bewegung
nachrichten.at: Magnetfeldtherapie bei Arthrose und Depression
Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Heidelberg: Kniegelenkknorpelschaden

Buchtipps:
Dr. med. Ronald Dorotka
Gesunde Gelenke: Effiziente Therapien bei Knorpelschäden und Arthrosen
Goldmann Verlag 2015
ISBN-13: 978-3442175475

Jürgen Fischer
Das Arthrose-Stopp-Programm: Weniger Schmerzen - mehr Beweglichkeit
TRIAS 2016
ISBN-13: 978-3432102337

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