Herbert Blomstedt dirigiert Beethovens "Siebte"

12. Juli 2017, 14:05

Heranführung an das Geistige

Gestern, 11. Juli, feierte der schwedische Dirigent Herbert Blomstedt seinen 90. Geburtstag. Er gilt als einer der bedeutendsten Dirigenten der Gegenwart. Geboren wurde er 1927 als Sohn eines schwedischen Adventistenpastors und einer Pianistin in den USA. Der in Schweden Aufgewachsene stand vor der Wahl, Religion oder Musik. Er hat, meint er, beide gewählt. Musizieren ist für ihn "Gottesdienst", Heranführung an das "Geistige".


Mit 86 Debütant

86 Jahre musste Herbert Blomstedt alt werden, um zu einem Philharmonischen Abonnementkonzert in den Wiener Musikverein eingeladen zu werden, am 13. Oktober 2013. Fast drei Jahre zuvor dirigierte er die Wiener Philharmoniker überhaupt zum ersten Mal. Während der Salzburger Mozartwoche war er Einspringer für Nikolaus Harnoncourt. Blomstedt war somit der älteste Debütant in der damals 162-jährigen Geschichte des Orchesters.


Blomstedt und eine der bedeutendsten Symphonien des 20. Jahrhunderts

Blomstedt dirigiert gerne Beethoven und Nielsen in selben Konzert. Vor seinem sinfonischen Erstling, der 1894 uraufgeführt wurde, hatte der am 1865 geborene Nielsen intensiv Beethoven studiert, den er auch von seiner Arbeit als Geiger im Orchester des Königlichen Theaters Kopenhagen kannte. Beeindruckt war er von der "vorwärts drängenden Energie" Beethovens. Nielsen schrieb nach einer Aufführung der 5. Symphonie Beethovens in wenigen Stunden den ersten Satz dieses Werkes nieder - aus dem Gedächtnis.

Titel hat die 1922 uraufgeführte 5. Sinfonie von Nielsen keinen: "Erklärungen und Hinweise darauf, was Musik ,darstellt', sind von Übel; sie lenken nur ab." Ob der 1. Weltkrieg sein musikalisches Denken beeinflusst habe? Darauf hat er zunächst ausweichend geantwortet, dann: "Eines ist sicher: Keiner von uns ist der, wer er vor dem Krieg war." Die Fünfte erlebte beim Edinburgh Festival 1950 ihren internationalen Durchbruch. Deryck Cooke, der Mahler-Forscher, hat sie als eine der bedeutendsten Symphonien des 20. Jahrhunderts bezeichnet. So sieht das auch Herbert Blomstedt, der in der Sendung jeweils über die beiden Sätze der Symphonie nicht nur zu Wort kommt, sondern auch die Themen der beiden "herrlichen" Fugen vorsingt.

(Peter Kislinger)

Sendereihe

• Das Ö1 Konzert

Gestaltung

• Peter Kislinger