AP/Martin Meissner
Dimensionen - die Welt der Wissenschaft
Die Hofnarren des Kapitalismus
Bullshitjobs.
Von Marlene Nowotny
25. Juli 2017, 19:05
1930 veröffentliche der britische Ökonom John Maynard Keynes einen Aufsatz über die "wirtschaftlichen Möglichkeiten unserer Enkelkinder". In 100 Jahren, so seine Prognose, werde der technologische Fortschritt soweit gediehen sein, dass drei Stunden Arbeit pro Tag vollkommen ausreichen werden, um alle Lebensbedürfnisse zu befriedigen. Möglich machen sollte das die stetig steigende Produktivität und das wachsende Vermögen. Mit letzterem hat Keynes recht behalten: Die Produktivität steigt und die Vermögen wachsen. Doch die Menschen arbeiten weit mehr als 15 Stunden in der Woche.
Der Sozialanthropologe David Graeber führt das unter anderem auf die Art unserer Beschäftigungen zurück. Der Großteil der Menschen ist - in Ländern wie Österreich - nicht länger in produzierenden Gewerben oder der Landwirtschaft tätig, sondern als Serviceangestellte, Sachbearbeiter/innen oder Manager/innen. In den vergangenen 100 Jahren hat sich der Dienstleistungssektor stark aufgebläht. Investmentbanker/innen, Immobilienmakler/innen, Telefonverkäufer/innen, PR-Manager/innen - es gibt zahlreiche Berufe, die - nach Ansicht von Graeber - auf ihren gesellschaftlichen Mehrwert hin untersucht werden müssten. Wer profitiert von solchen Jobs? Steigern sie das Allgemeinwohl der Gesellschaft, oder steht nur eine kleine elitäre Gruppe auf der Gewinnerseite?