Radiokolleg - Am Fudschiyama blüht kein Edelweiss
Japan in der westlichen Populärmusik (2). Gestaltung: Judith Brandner
5. September 2017, 09:45
Geisha, Kirschblüte, Sukiyaki, Fujiyama, Tokyo, Yokohama, Nagasaki ... das sind einige der wichtigsten Begriffe, die mit Japan assoziiert und in der Populärmusik seit der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert verwendet werden.
Japan war nicht zuletzt durch seine Präsentation bei der Wiener Weltausstellung 1873 hierzulande zur Jahrhundertwende ein Thema.
Der "Japonismus" in der bildenden Kunst arbeitete mit japanischen Motiven und Stilen. Musikalisch schlug sich die Japanbegeisterung zunächst in Operetten- und Opernwerken nieder, die so beliebt waren, dass sie der Japanologe Sepp Linhart, der über das Japanbild in der westlichen Unterhaltungsmusik forscht, zur Populärmusik zählt. Die großen Erfolge der Operetten der Mikado und die Geisha oder der Oper Madama Butterfly (die meistgespielte Oper der Welt) führten zu weiteren Japan-Operetten, und zu singulären Liedern, wie sie inn 1920er Jahren überaus populär wurden.
Für unser Japanbild waren sie prägend ... Die 20er und frühen 30er Jahre waren eine Blütezeit der Japanschlager ... ehe die Produktion durch die politische Lage gestoppt wurde. In den USA entstanden seit dem japanischen Angriff auf Pearl Harbour vor allem Propagandalieder gegen den japanischen Feind. Nach 1945 wurde in Songs das traurige Schicksal japanischer Kriegsbräute (und ihrer Kinder) besungen, die zum Ende der Besatzungszeit von den amerikanischen GIs verlassen wurden ...
In Deutschland herrschten nach 1945 zunächst noch Berührungsängste mit dem ehemaligen Verbündeten. Erst in den 1960er Jahren wurde Japan in Schlagern wieder besungen - mit den alten Klischees und Stereotypen. Mit dem rasanten wirtschaftlichen Aufstieg Japans wandelte sich dann das Japanbild in den Songs und vor allem in den 1980er Jahren entstehen Popsongs, die Japan als Vorbild und als Nummer eins sehen. Sogar das Madama Butterfly-Motiv wird umgekehrt - westliche Frauen singen traurig von japanischen Männern, die sie verlassen haben ... Japanologe Sepp Linhart spricht von einem Paradigmenwechsel.
Service
Literatur:
Siebold-Wissenschaftsstiftung (Hg.): Geschichte und Geschichtsbilder in den Beziehungen Japan-Europa, Verlag Könighausen & Neumann, 2013
Linhhart, Sepp, und Wolfram Manzenreiter (Hg.): Alltag und Freizeit in Tokyo und Wien, 1955-1975. Beiträge zur Japanologie, Band 40, 2009
Musikbeispiele:
Operette "Die Geisha": Chin Chin Chinaman; A Geisha's Life
Arie der Madama Butterfly
Madama Butterfly: Izanami, Izanagi
Operette Mikado: Pish-Tush; For he's going to marry Yum-Yum
Yushi tanzt, von Ralph Benatzky
Geisha du Märchen der Nacht, aus der Revü: Regenbogen von Robert Stolz
Butterfly - Sonnenkind, hörst du meiner Sehnsucht Sang, von Robert Katscher, Libretto Fritz Löhner-Beda
Meine Mama ist aus Yokohama, aus Viktoria und ihr Husar, von Paul Abraham
Am Fudjiyama blüht kein Edelweiss, von Toni Sailer
We're gonna slap the dirty little Jap, Carson Robison
Fujiyama Mama, Wanda Jackson
Gomen Nasai, Harry Belafonte
Sayonara, Irving Berlin
Sayonara, Kay Cee Jones, Chris Howland
Mitsou, von Christian Bruhn, gesungen von Jaqueline Boyer
Sukiyaki
Souvenirs aus Tokyo, Peanuts
The Vapors: Turning Japanese
Alphaville: Big in Japan
Aneka bzw. Andrea Jürgens: My Japanese boy
Sendereihe
Playlist
Komponist/Komponistin: Ralph Benatzky
Titel: Yushi tanzt
I: Wolfgang Dosch
Länge: 01:00 min
Label: Exklusivvorführung
Komponist/Komponistin: Wolfgang Dosch
Titel: Geisha du Mädchen der Nacht
I: Wolfgang Dosch
Länge: 00:30 min
Label: Exklusivvorführung
Komponist/Komponistin: Robert Katscher
Titel: Butterfly - Sonnenkind, hörst du meiner Sehnsucht Sang
I: Wolfgang Dosch
Länge: 00:30 min
Label: Exklusivvorführung
Komponist/Komponistin: Wolfgang Dosch
Titel: Meine Mama ist aus Yokohama
I: Christina Holzwarth
Länge: 01:00 min
Label: Exklusivvorführung