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Radiodoktor - Medizin und Gesundheit
ORF Schwerpunkt "Aus dem Bauch": Aktuelle Behandlungsstrategien gegen Dickdarmkrebs
14. September 2017, 16:05
In Österreich erkranken etwa 5.000 Menschen jährlich am Kolonkarzinom. Es ist bei Männern mit 13 Prozent die dritthäufigste und bei Frauen mit mehr als 11 Prozent die zweithäufigste Krebserkrankung. Leider verursacht dieser Krebs in frühen Stadien kaum Symptome - daher wird er nach wie vor häufig spät erkannt.
"Früherkennung kann Leben retten"
Dieser Slogan stimmt bei keiner Krebserkrankung so sehr wie beim Darmkrebs. Denn in den meisten Fällen wächst dieses Karzinom sehr langsam. Daher können im Rahmen der Darmspiegelung auffällige Krebsvorstufen wie Polypen gefunden und sofort entfernt werden, also noch bevor sie entarten. Allerdings hat auch diese Früherkennungsmaßnahme keine 100-prozentige Erfolgsquote (kleine flache Schleimhautveränderungen werden nicht erkannt, es kann auch zu Verletzungen des Darms kommen, usw.).
2022 wird eine sehr große europäische Studie veröffentlicht, die dann Auskunft über die tatsächliche Treffsicherheit und die vorhandenen Risiken der Koloskopie geben wird. Auf die Ergebnisse dieser Studie warten alle damit befassten Disziplinen ungeduldig.
Die Chirurgie hat neue Möglichkeiten
Wichtige Fortschritte gibt es bei der Behandlung des Dickdarmkrebses. Die Operationstechniken haben sich in den letzten Jahren verfeinert, sodass große Eingriffe zunehmend von schonenderen, minimalinvasiven Methoden abgelöst werden. Vor allem bei den problematischen tiefsitzenden Tumoren im Mastdarm kann mittels Roboterchirurgie manchen Patienten ein Kolostoma, also ein künstlicher Darmausgang, erspart werden.
Das ist eine sehr spektakuläre Operationsmethode. Ein mehrarmiger Roboter dringt durch die Bauchdecke in das kleine Becken vor. Der Operateur sitzt einige Meter entfernt vor dem Bildschirm, erhält stark vergrößerte 3-D-Bilder aus dem Operationsgebiet und führt den Eingriff mit zwei Joysticks durch.
Selbst bei Befall des Bauchfells lassen sich chirurgisch Erfolge erzielen, die noch vor einigen Jahren undenkbar waren.
"Darmkrebs" ist kein Todesurteil
Auch ein metastasierender Darmkrebs bedeutet längst kein Todesurteil mehr. Wenngleich man hier noch meist auf die klassische Chemotherapie zurückgreift, haben sich, in Kombination mit Biologika, die Heilungschancen verbessert.
Die bei anderen Krebsarten so erfolgreich eingesetzte Immuntherapie kann derzeit beim Dickdarmkarzinom nur bei einer bestimmten Form angewendet eingesetzt werden, aber die Forschungsergebnisse bei anderen Krebsformen geben auch hier Anlass zur Hoffnung.
"Die interdisziplinäre Herangehensweise ist bei der Behandlung des Dickdarmkrebses keine leere Worthülse mehr", erläutert der Chirurg Thomas Bachleitner-Hofmann. Internisten, Chirurgen und Strahlentherapeuten arbeiten eng zusammen, um ein optimales Ergebnis zu erzielen und besprechen die Fälle in sogenannten Tumorboards.
Moderation: Dr. Ronny Tekal
Redaktion: Dr. Christoph Leprich
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Service
Univ.-Prof. Dr. Thomas Bachleitner-Hofmann
Facharzt für Chirurgie und Viszeralchirurgie
Medizinische Universität Wien
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E-Mail
Thomas Bachleitner-Hofmann
Priv.-Doz.in Dr.in Birgit Grünberger
Fachärztin für Hämatologie und internistische Onkologie
Abteilung für Onkologie
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E-Mail
Landesklinikum Wiener Neustadt
Alex Kröll
Kabarettist, Gewinner des Grazer Kleinkunstvogels
Darmkrebs-Patient
Selbsthilfe Darmkrebs
Österreichische Krebshilfe
Austrian Breast and Colorectal Cancer Study Group
Darmkrebsscreening in Deutschland
Deutscher Krebsinformationsdienst zu Darmkrebs
Krebsfrüherkennung - Stuttgarter Nachrichten 2015
Früherkennung - Deutsches Krebsforschungszentrum
Infoseite zu Darmkrebs
Stuhlinkontinenz
Zahlen zu Darmkrebs
Erika Beck-Herla, "Diagnose Darmkrebs: Gekämpft - Gesiegt", Brokatbook Verlag 2016
Gabriela Schwarz, "Diagnose Darmkrebs", Schlütersche Verlag 2014
Karin Buchart, "Mein Freund, der Darm", Servus Verlag 2017
Hans J Schmoll, Michael Bamberg, "Darmkrebs: Patientenratgeber", ABW Wissenschaftsverlagsgesellschaft 2008