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Atommüll-Endlager: Wohin mit 350.000 Tonnen radioaktivem Abfall?
Bis in alle Ewigkeit. Die Suche nach einem Atommüll-Endlager. Von Judith Brandner
16. September 2017, 09:05
Derzeit gibt es auf der Welt rund 350.000 Tonnen hochradioaktive Abfälle. Seit Jahrzehnten wird nach Standorten für die Endlagerung gesucht, die für eine Million Jahre optimale Sicherheit für Mensch und Umwelt garantieren. Noch gibt es weltweit nirgendwo ein solches Endlager. Ein Beispiel für nicht funktionierende Lagerung ist der ehemalige Salzstollen der Schachtanlage Asse in Deutschland, in die zwischen 1965 und 1978 insgesamt 47.000 Kubikmeter Atommüll eingelagert wurde. Eindringendes Wasser gefährdet die sichere Lagerung. Die Fässer müssen jetzt geborgen werden.
Auch in Österreichs unmittelbarer Nachbarschaft wird intensiv gesucht. In Tschechien lagern die abgebrannten Brennstäbe aus den AKWs Dukovany und Temelin derzeit im AKW Dukovany. Bis 2065 soll der Müll in ein Endlager kommen. In der engeren Wahl sind dafür sieben Standorte, zwei davon nahe Österreichs Grenze. In den Gemeinden, die "Motivationszahlungen" für ihre Bereitschaft erhalten, in ihrer Umgebung das Endlager zu dulden, regt sich Widerstand.
Obwohl Österreich kein Atomkraftwerk betreibt, gibt es auch hier radioaktive Abfälle. Diese werden von der Nuclear Engineering Seibersdorf, NES, aufgearbeitet und bis 2045 zwischengelagert. Langfristig braucht auch Österreich ein Endlager für radioaktive Abfälle. Dazu verpflichtet EU-Richtlinie 2011/70/EURATOM .
Ein Endlager für Atommüll bringt auch die Frage mit sich, wie unseren Nachfahren in 10.000 Jahren mitgeteilt werden kann, wo sich diese Deponien befinden und welche Gefahren sie bergen. Die Ideen reichen von der eigens gezüchteten Strahlenkatze, deren Fell sich verfärbt, wenn sie in die Nähe von radioaktivem Material kommt bis zum künstlichen Mond am Himmel, als sicherer Aufbewahrungsort für Mitteilungen. Atompriester, die dafür sorgen, dass das Wissen über den Endlager-Standort von Generation zu Generation durch Rituale tradiert wird; Obelisken mit entsprechenden Zeichnungen ... Mit dieser "Kommunikation in die ferne Zukunft" befasst sich der Forschungszweig der Atomsemiotik.
Redaktion: Elisabeth Stratka
Technik: Anna Kuncio