Gedanken für den Tag
Sarah Egger über "Rosch ha Schana"
"Rosh ha Schana" ist nicht nur ein Neujahrstag - darüber spricht Sarah Egger, Geschäftsführerin des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit. Gestaltung: Alexandra Mantler
20. September 2017, 06:56
Das jüdische Neujahrsfest Rosch haSchana hat im Laufe der Zeit einige Namen bekommen, die so nicht in der Bibel stehen. Einer davon ist "Rosch haSchana" selbst - die Bibel bezeichnet diesen Feiertag nicht als "Kopf des Jahres", sondern als Tag des Lärmblasens, Festtag oder ähnliches. In den jüdischen Gebetsbüchern finden wir noch einen anderen Namen: "Jom haSikaron". Das bedeutet "Tag der Erinnerung". Heute wird dieser Name eher mit dem Israelischen Gedenktag für die gefallenen Soldaten und Terroropfer assoziiert. Aber schon seit talmudischer Zeit ist "Tag der Erinnerung" auch eine Bezeichnung für das Neujahrsfest.
Das Neue mit der Erinnerung an das Alte zu beginnen, ist für mich ganz wesentlich. Im privaten Bereich wird mir oft erst durch die sorgfältige Auseinandersetzung mit meinem bisherigen Leben und den Generationen vor mir klar, wieso etwas eine Rolle für mich spielt. Diese Erkenntnis hilft mir, die Zukunft selbstbestimmt und bewusst zu gestalten. Auch das Neujahrsfest als Jom haSikaron lädt dazu sein, bevor ich mir neue Ziele setze, mich erst einmal daran zu erinnern, wo ich herkomme und wo ich deswegen jetzt stehe.
Auch Staaten brauchen ein gutes Erinnerungsvermögen. Am 9. November, dem Jahrestag des Novemberpogroms, konstituiert sich unser Nationalrat neu. Ich wünsche mir, dass er bei diesem Neubeginn die Geschichte mitbedenkt. Das europäische Bündnis, das heute zunehmend bedroht ist, wurde auch aus der Erfahrung des Zweiten Weltkriegs heraus errichtet. Es ist einer der wichtigsten Faktoren für den Frieden in Europa. Wer heute Hass, Misstrauen und Verhetzung schürt, hat vergessen, wohin dieser Weg in der Vergangenheit geführt hat. Das jüdische Neujahrsfest erinnert aber daran, das Zukünftige stets mit einem Blick auf das Vergangene zu begrüßen.
Service
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Sendereihe
Gestaltung
Playlist
Komponist/Komponistin: Traditional
Bearbeiter/Bearbeiterin: Gebrider Moischele
Album: GEBRIDER MOISCHELE - JIDDISCHE LIEDER
Titel: A nigndl/instr.
Ausführende: Gebrider Moischele /Instrumental
Ausführender/Ausführende: Hansjörg Schmid /Gitarre
Ausführender/Ausführende: Markus Fritsch /Geige, Mandoline, Bouzouki
Ausführender/Ausführende: Martin Deuring /Bass, Klarinette, Flöte
Länge: 02:00 min
Label: Columbia 4740762