ORF/JOSEPH SCHIMMER
Dimensionen
Wo liegt Heimat?
Zur Topografie eines Sehnsuchtsorts
Von Juliane Nagiller
18. Dezember 2017, 19:05
"Heimat" ist für viele Menschen ein emotionaler Begriff. Er bezeichne, woher man komme, wo man sich wohlfühle oder einmal sein möchte. Im Deutschen hat der Begriff allerdings eine spezielle Konnotation, die in anderen Sprachen fehlt. Weder "homeland" noch "patria" oder "domov" fassen das, was wir mit "Heimat" benennen, einen Sehnsuchtsort. - Bis Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Begriff rein juristisch und geografisch gebraucht. Er bezeichnete bloß die allgemeine Beziehung zwischen Mensch und Raum. Mit der Zeit wurde der Begriff ideologisch und politisch aufgeladen und diente schon bald der Heimatbewegung als Reflex auf die Moderne. Gegen ein reaktionäres und nationalistisches Heimatgefühl formulierte Kurt Tucholsky Ende der 1920er Jahre bereits: "Wir pfeifen auf die Fahnen - aber wir lieben dieses Land". - Gerade heute, in Zeiten globaler Migrationsbewegungen einerseits und politischer Abschottung andererseits, scheint eine positive Neuverortung des Begriffs und Gefühls "Heimat" angezeigt. Wie könnte diese gelingen?