NATIONALPARK HOHE TAUERN/FRANZ WIERER
Vom Leben der Natur
Überlebenskünstler Fichtenkreuzschnabel
Winterbrüter mit Spezialschnabel.
Der Ranger Matthias Mühlburger vom Nationalpark Hohe Tauern spricht über den Fichtenkreuzschnabel.
Teil 2: Lebensraum und Nahrungsangebot
Gestaltung: Wolfgang Bauer
16. Jänner 2018, 08:55
Der Fichtenkreuzschnabel aus der Familie der Finken ist ein häufig anzutreffender Vogel der Fichten-, Tannen- und Lärchenwälder. Sein auffälligstes Merkmal ist ein dicker, gebogener Schnabel mit gekreuzten Schnabelspitzen. Der Legende nach hat er diese Schnabelform erhalten, als er dem am Kreuz sterbenden Jesus zu Hilfe kommen wollte, indem er versucht hat, mit seinem Schnabel die Nägel am Handgelenk Jesu herauszuziehen. Dabei habe sich der Schnabel vor Anstrengung verbogen. Das von Jesus herabtropfende Blut wiederum sei für die Rotfärbung des Vogels verantwortlich.
Der auffällig gebogene und gekreuzte Schnabel stellt in Wahrheit ein hervorragendes Werkzeug dar, um die Hauptnahrung des Vogels, die Samen, aus den Zapfen der Fichten und anderer Nadelbäume heraus zu arbeiten. Mit diesem Schnabel gelingt auch die Jagd nach Spinnen, Raupen und anderen Insekten ganz hervorragend - vor allem in den Sommermonaten.
Ebenfalls auffällig ist die Brutzeit des Fichtenkreuzschnabels. Der Nachwuchs kommt nämlich in den Wintermonaten zur Welt. Aufgrund der hervorragenden Anpassung des Vogels geht selbst bei tiefsten Temperaturen die Brutpflege und die Entwicklung der Jungvögel problemlos vonstatten. In günstigen Jahren, wenn das Angebot an Fichtensamen groß ist, kann es auch zu einer zweiten Brut kommen.
Vom Nahrungsangebot sind auch die Wanderbewegungen des Vogels abhängig. Wenn das Angebot an Samen in heimischen Nadelwäldern groß ist, kann es vorkommen, dass der Fichtenkreuzschnabel und seine Verwandten (Bindenkreuzschnabel, Kiefernkreuzschnabel) aus anderen Regionen Europas diese Wälder aufsuchen. Umgekehrt können sich bei schlechtem Nahrungsangebot vergleichsweise wenige Fichtenkreuzschnäbel in unseren Wäldern aufhalten.
Service
INTERVIEWPARTNER:
Matthias Mühlburger
Nationalpark Hohe Tauern
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