Leporello

Jongleur der Sprache

Bodo Hell: Kunstschrift, Verni-Midi-Finissagen

Der Schriftsteller und Almhirte Bodo Hell stellt in seinem neuen Buch "Kunstschrift, Verni-Midi-Finissagen" (Bibliothek der Provinz, edition seidengasse) einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis, wie virtuos er im Stande ist, mit Sprache zu jonglieren. In seiner permanenten Beschäftigung mit Kunst und insbesondere bildender Kunst, hat er literarische Texte zu 90 Positionen diverser Künstlerinnen und Künstler und deren Arbeiten verfasst und auf gut 500 Seiten herausgebracht: Von A wie Marina Abramovic - bis Z wie Peter Zumthor. Dazwischen schweift Bodo Hell in die Vergangenheit zu El Greco, Lorenzo Lotto oder Sandro Botticelli. Dann wieder sind Essays zu weniger bekannten Zeitgenossinnen zu lesen. Bodo Hells Werk ist ohne wertende Reihung, stets in unterschiedlichen, sprachlichen Formen und Zugangsweisen verfasst. Es reicht von detailbesessener Bildbeschreibung über gereimte Wortreihen, bis hin zu Eindrücken beim Porträtsitzen im Atelier der Künstlerin Hannah Feigl, die Bodo Hell in Öl auf Leinwand verewigt hat: ein Werk, das nun mit anderen der beschriebenen Werke ausgestellt wird.

30 der 90 im Buch beschriebenen Künste oder Positionen, werden ab 1. Februar ein Monat lang im Wiener Jazzclub Borgy & Bess gezeigt. An den ersten drei Tagen wird die Ausstellung in der so genannten "strengen Kammer" jeweils ab 19 Uhr von Konzertlesungen begleitet. Sprich: Besucher erwartet Hellscher Wortaufwand mit musikalischer Unterstützung, etwa des Komponisten und Mitbegründers des Jazzclubs, Saxophonisten und Klarinettisten Renald Deppe. Die Musik wird im Moment der Lesung improvisiert. Neben Renald Deppe sind an den drei Abenden Michi Bruckner und Matja Schellander mit Improvisationen auf der Klarinette, Gitarre und am Kontrabass zu hören. Außerdem werden Lieder von Norbert Trummer, Klaus Tschabitzer und Dobro Banjo geboten. Zum Abschluss spielt Elisabeth Harniks Interventionen am präparierten Bösendorfer-Klavier. Bodo Hell liest aus der Kunstschrift, deren Inhalt tatsächlich nur aus Schrift besteht, also nicht bebildert ist. Der Sprachakrobat will damit die Phantasie der Leserinnen und Hörerinnen anstacheln und herausfordern. Oder dazu anregen, sich das Original anzusehen.- Gestaltung: Ursula Mürling-Darrer

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