HERVÉ SAUQUET/JÜRG SCHÖNENBERGER
Vom Leben der Natur
Auf der Suche nach der Urblüte
Der Botaniker Jürg Schönenberger spricht über das Aussehen der ersten Blüten vor 140 Millionen Jahren.
Teil 3: Überraschung und Wahrscheinlichkeiten
Gestaltung: Lothar Bodingbauer
21. Februar 2018, 08:55
Die Urblüte ist der letzte gemeinsame Vorfahre der heutigen Blütenpflanzen.
Mindestens 300.000 verschiedenen Blütenpflanzen gibt es. Diese Gewächse bilden somit die mit Abstand größte Gruppe im Reich der Botanik. Sie gehen auf einen gemeinsamen Vorfahren zurück.
Wie haben die Blüten dieses Vorfahren ausgesehen, und wie hat sich die heutige Vielfalt von Blüten entwickelt?
Blüten sind für die Bestäubung wichtig. Botaniker unterscheiden genau die Begriffe "Blumen" und "Blüten". Für sie bezeichnet "Blume" die bestäubungsbiologische Einheit einer Blütenpflanze. Eine Blüte kann durchaus aus mehreren Blumen bestehen.
Die ersten Blütenpflanzen sind vor 140 Millionen Jahren entstanden, in der Kreidezeit, zur Zeit der Dinosaurier.
Kronblätter machen die Blüte farblich attraktiv, Staubblätter und Fruchtblätter sind die männlichen und weiblichen Organe. Die beiden Geschlechter sind in einer Blüte vorhanden. Das war auch bei der Urblüte so. Um herauszufinden, wie sie ausgesehen hat, brauchen Botaniker einen Stammbaum und eine Datenbank mit möglichst vielen Blüten und ihren Merkmalen. Mit Hilfe von Wahrscheinlichkeiten für bestimmte Merkmale können die Forscher nun schrittweise in der Zeit zurückgehen.
Die Urblüte war relativ klein, zweigeschlechtlich und hatte eine Blütenhülle, in der die Organe in Dreierkreisen angeordnet waren. Duft und Farbe können nicht rekonstruiert werden, weil diese Merkmale heute extrem verschieden sind und auf keinen gemeinsamen Vorfahren schließen lassen.
Service
Univ.-Prof. Dr. Jürg Schönenberger
Universität Wien
Department für Botanik und Biodiversitätsforschung
Abteilung für strukturelle und funktionelle Botanik
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