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Gedanken für den Tag
Rainer Bucher zum Ö1-Schwerpunkt "80 Jahre Anschluss"
"Adolf Hitler. Versuchungen und Lehren" - Zur Ö1-Schwerpunktwoche "80 Jahre Anschluss". Der katholische Theologe und Autor Rainer Bucher legt dar, warum die nationalsozialistischen Heilsversprechen so fatale Versuchungen waren. - Gestaltung: Alexandra Mantler
15. März 2018, 06:56
Hitler teilte, wie viele damals, die Hoffnung auf Linderung jener Kränkung, die er durch die deutsche Niederlage 1918 erlitten zu haben glaubte.
Sich mit sozialen Kollektiven so sehr zu identifizieren, dass deren Niederlagen wie eigene Verletzungen erlebt werden, das ist kein neues, aber ein in der Moderne höchst virulentes Phänomen. Staaten lebten lange davon, dass ihre politischen Kollektivkörper im Erleben des Einzelnen mit dessen eigenem Körper in eins gesetzt wurden.
Von heute aus gesehen ist es kaum nachvollziehbar, wie sehr etwa die relativ moderaten Gebietsverluste Deutschlands nach dem I. Weltkrieg als persönliche Demütigung erlebt wurden. In Hitlers Biografie war diese Demütigungserfahrung der zentrale Auslöser zur Formung seiner "Weltanschauung" und zum Entschluss, in die Politik zu gehen.
Hitler hat, wie viele damals, auf die Kränkung der Niederlage im I. Weltkrieg mit Ressentiment, Racheprojekten und Sündenbockmechanismen reagiert. Im Unterschied zu Millionen anderer konnte Hitler dank seines rhetorischen Talents und seiner Skrupellosigkeit dies erfolgreich in ein politisches Projekt umsetzen. Hitlers Nationalsozialismus spitzte die "Dolchstoßlegende" zu, fokussierte die Rache auf die Juden, aber auch auf Sozialisten und Demokraten, und erhoffte Kränkungslinderung, ja Kränkungsüberkompensation durch die kollektive Vernichtung all jener, die er für diese Kränkung verantwortlich machte.
Man ist verantwortlich dafür, mit wem man sich identifiziert und wodurch man sich gekränkt fühlt. Denn es signalisiert, durch welche Identifikationsprozesse man sich selbst definiert. Und noch mehr ist man verantwortlich dafür, wie man mit den unvermeidlichen Kränkungen des Lebens umgeht.
Es stellt uns die Frage, ob wir Kränkungen erleiden können, ohne hassen zu müssen.
Service
Buch, Rainer Bucher, "Hitlers Theologie", Verlag Echter
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Sendereihe
Gestaltung
Übersicht
Playlist
Komponist/Komponistin: Maurice Horsthuis
Album: WINTER THEME
Titel: En deuil
Ausführende: Amsterdam String Trio
Ausführender/Ausführende: Ernst Glerum /Bass
Ausführender/Ausführende: Maurice Horsthuis /Viola
Ausführender/Ausführende: Ernst Reijseger /Violoncello
Länge: 02:00 min
Label: Winter & Winter 9100602