Theodor Kardinal Innitzer

ORF

Lebenskunst - Begegnungen am Sonntagmorgen

1938 und die Folgen

Naivität und Euphorie: Der "Anschluss" und die Kirchen +++ Als der Schrecken seinen Lauf nahm: Die Israelitische Kultusgemeinde nach dem sogenannten "Anschluss" +++ "Die Kinder, die überlebt haben: Ein Besuch bei geflohenen Alt-Österreicher/innen" +++ Keine Tradition aus Stein - Bibelessay zu Jeremia 31, 31 - 34. - Moderation: Martin Gross
Moderation: Martin Gross

1. Naivität und Euphorie: Der "Anschluss" und die Kirchen

Unterwürfige Sätze, unterzeichnet von den österreichischen katholischen Bischöfen, wurden am 18. März 1938 dem nationalsozialistischen Gauleiter Josef Bürckel übergeben, freilich unter dessen Druck. In dieser "feierlichen Erklärung" unterzeichneten die Bischöfe die Zustimmung zum "Anschluss" und erklärten, dass sie bei der Volksabstimmung am 10. April 1938 mit Ja stimmen würden. Der Brief schloss mit "Heil Hitler", vom Kardinal eigenhändig über seinen Namen geschrieben. Dieser Gruß sowie seine naive Sympathie für den neuen Machthaber Hitler sollten für Innitzer bis zu seinem Tod eine persönliche Wunde sein. Einige Monate nachdem er und andere Kleriker so publikumswirksam für die Zwecke der Nazis verwendet worden waren, erkannte er, was die Ideologie Hitlers tatsächlich bedeutete und begann, gegen das Naziregime tätig zu werden.
In weiten Teilen der evangelischen Kirche wurde 1938 der Anschluss an Nazi-Deutschland euphorisch aufgenommen. Zuvor hatte der Zusammenbruch der Habsburgermonarchie eine enorme Dezimierung der Mitgliederanzahl der evangelischen Kirchen mit sich gebracht und die Los-von-Rom-Bewegung ihre deutschnationale Orientierung beschleunigt. Die Zeit des katholisch geprägten "Ständestaates" zwischen 1934 und 1938 wurde von vielen Evangelischen als eine Zeit der Unterdrückung empfunden. Von Seiten der evangelisch-lutherischen Kirche begrüßte daher der neue Präsident des evangelischen Oberkirchenrates, Robert Kauer, Hitler am 13. März 1938 mit einem Telegramm: "Nach einer Unterdrückung, die die schrecklichsten Zeiten der Gegenreformation wieder aufleben ließ, kommen Sie als Retter aus fünfjähriger schwerster Not aller Deutschen hier ohne Unterschied des Glaubens." In verschiedenen Aktionen bekundete die neue Kirchenleitung nun ihre Loyalität zum neuen politischen System, wie z. B. durch die Vereidigung der Pfarrer auf Hitler oder das Singen des Horst-Wessel-Lieds im Festgottesdienst anlässlich der Volksabstimmung über den "Anschluss". Sie versuchte sich damit bewusst, den neuen Machthabern als Nazi-Kirche zu präsentieren. Jahrzehnte später hat in beiden Kirchen Umdenken - und Umkehr - eingesetzt. - Gestaltung: Judith Fürst


2. Als der Schrecken seinen Lauf nahm: Die Israelitische Kultusgemeinde nach dem sogenannten "Anschluss"

Das Thema Kirche unter dem Hakenkreuz ist vielfach behandelt worden - von Geistlichen, die mit dem NS-Regime kooperiert haben bis hin zu Märtyrern des Widerstandes war und ist da die Rede. Doch wie sahen die Entwicklungen aus, die die jüdische Community betrafen? Von Vernichtungslagern war ja vorerst noch kaum etwas zu vernehmen. Vielmehr hatte Adolf Eichmann zunächst die Aufgabe, die Auswanderung der jüdischen Bevölkerung nach bestimmten Quoten - und gegen hohe Geldsummen - zu organisieren. Doch: Was geschah mit den Armen? Und wie verlief die weitere Entwicklung konkret? Auf Fragen wie diese antworten der Autor und Historiker Doron Rabinovici und die Historikerin Tina Walzer. - Gestaltung: Brigitte Krautgartner


3. Die Kinder, die überlebt haben: Ein Besuch bei geflohenen Alt-Österreicher/innen

Es ist wohl eine der letzten Chancen, ihre Stimmen und ihre Geschichten zu hören. Sie sind mittlerweile zwischen 80 und 100 Jahren alt - und einige von ihnen erzählen ihre unfassbaren Lebensgeschichten tatsächlich zum ersten Mal einer breiteren Öffentlichkeit: Jüdinnen und Juden, die in Österreich geboren und aufgewachsen sind und als Kinder und Jugendliche vor dem NS-Terror und den Gräueln der Shoah nach Israel fliehen konnten. Die prägenden Erinnerungen an den Tag des sogenannten "Anschlusses" oder an die Novemberpogrome tragen sie bis heute mit sich. Sie sprechen von ihrer "gestohlenen Kindheit" und vom Schmerz, den der Abschied von ihren Familien damals verursachte und der bis heute zu spüren ist. Als Jugendliche waren sie dazu gezwungen, sich in Israel aus dem Nichts eine neue Existenz aufzubauen. Kerstin Tretina hat für die "Lebenskunst" einige der "Alt-Österreicher/innen" in Israel besucht. - Gestaltung: Kerstin Tretina


4. Keine Tradition aus Stein - Bibelessay zu Jer 31, 31 - 34

Am fünften Sonntag der Fastenzeit wird in den römisch-katholischen Messfeiern ein Ausschnitt aus dem Buch Jeremia gelesen, einem der Prophetenbücher im Alten oder Ersten Testament der Bibel. Aktuelle Bezüge dazu stellt die katholische Theologin, Germanistin und Feuilleton-Chefin der Wochenzeitung "Die Furche" Brigitte Schwens-Harrant her.

Service

Bibelessay zu Jeremia 31, 31 - 34
Wien - Tel Aviv

Sendereihe

Gestaltung

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Henry Purcell/1659 - 1695
Vorlage: Bibel AT, Psalm 104, 33 - 35
Album: PURCELL: KOMPLETTE KIRCHENMUSIK / Teil 10
Titel: I will sing unto the Lord as long as I live - Anthem für Gesangssolisten, Chor und Kammerensemble Z 22
Anthems and services
Solist/Solistin: Mark Kennedy /Sopran
Solist/Solistin: Eamonn O'Dwyer /Sopran
Solist/Solistin: Mark Milhofer /Tenor
Solist/Solistin: James Bowman /Countertenor
Solist/Solistin: Charles Daniels /Tenor
Solist/Solistin: Michael George /Baß
Chor: Choir of the King's Consort
Ausführende: The King's Consort
Ausführender/Ausführende: David Miller /Theorbe
Ausführender/Ausführende: Jacob Heringman /Theorbe
Ausführender/Ausführende: Helen Gough /Baßvioline
Ausführender/Ausführende: James O'Donnell /Orgel
Leitung: Robert King
Länge: 03:05 min
Label: Hyperion CDA 66707

Komponist/Komponistin: Thomas Tallis/um 1505 - 1585
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Bibel NT, Johannes 14, 15 - 17
Album: ENSEMBLE AMARCORD: HEAR THE VOICE
Titel: If ye love me
Textanfang: If ye love me, keep my commandments
you
Anderssprachiger Textanfang: Liebet ihr mich, so haltet meine Gebote!
Ausführende: ensemble amarcord
Ausführender/Ausführende: Wolfram Lattke /Tenor
Ausführender/Ausführende: Dietrich Barth /Tenor
Ausführender/Ausführende: Frank Ozimek /Bariton
Ausführender/Ausführende: Holger Krause /Baß
Länge: 01:49 min
Label: Raumklang edition apollon RK a

Komponist/Komponistin: Johann Sebastian Bach/1685 - 1750
Titel: MESSE in h-moll BWV 232 für Soli, Chor und Orchester / 1.Teil
* 2. Christe / Sopran,Mezzosopran (00:05:16)
Populartitel: Hohe Messe
Solist/Solistin: Angela Maria Blasi /Sopran
Solist/Solistin: Delores Ziegler /Mezzosopran
Solist/Solistin: Jadwiga Rappe /Alt
Solist/Solistin: Kurt Equiluz /Tenor
Solist/Solistin: Robert Holl /Baß
Chor: Arnold Schönberg Chor
Choreinstudierung: Erwin Ortner
Orchester: Concentus Musicus Wien
Leitung: Nikolaus Harnoncourt
Länge: 05:16 min
Label: Teldec 8357161

Komponist/Komponistin: Mordechai Gebirtig/1877 - 1942
Album: MIR LEBN EYBIK (WIR LEBEN EWIG) - JIDDISCHE LIEDER "LIDER FUN GETOS UN LAGERN" (LIEDER AUS GHETTOS UND LAGERN)
Titel: s'brent (Es brennt) (1936)
Textanfang: s'brent, brider, s'brent, oy undzer orem shtetl nebekh brent.
Anderssprachiger Textanfang: Es brennt, Brüder, es brennt, auch, unser armes Viertel brennt
Solist/Solistin: Daniel Kempin /Gesang, Gitarre
Länge: 02:48 min
Label: MELISMA 30352

Komponist/Komponistin: Anton Bruckner/1824 - 1896
Album: BRUNO WALTER / THE EDITION
* Nr.2 Te ergo - Moderato (00:02:11)
Titel: Te deum in C-Dur für Soli, Chor und Orchester
Leitung: Bruno Walter
Orchester: New York Philharmonic
Solist/Solistin: Frances Yeend /Sopran
Solist/Solistin: Martha Lipton /Mezzosopran
Solist/Solistin: David Lloyd /Tenor
Solist/Solistin: Mack Harrel /Bariton
Chor: Westminster Choir
Choreinstudierung: John Finley Williamson
Länge: 02:11 min
Label: SONY SMK 64480

Komponist/Komponistin: Mordechai Gebirtig/1877 - 1942
Album: MIR LEBN EYBIK (WIR LEBEN EWIG) - JIDDISCHE LIEDER "LIDER FUN GETOS UN LAGERN" (LIEDER AUS GHETTOS UND LAGERN)
Titel: s'brent (Es brennt) (1936)
Textanfang: s'brent, brider, s'brent, oy undzer orem shtetl nebekh brent.
Anderssprachiger Textanfang: Es brennt, Brüder, es brennt, auch, unser armes Viertel brennt
Solist/Solistin: Daniel Kempin /Gesang, Gitarre
Länge: 01:00 min
Label: MELISMA 30352

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