Gedanken für den Tag
Reinhard Deutsch über die vier Himmelsrichtungen
"Heaven, not Sky" von Reinhard Deutsch, Verleger. - Gestaltung: Alexandra Mantler
28. April 2018, 06:56
Die Weisen aus dem Morgenland waren wahrscheinlich Astronomen, die Priester Mesopotamiens, auf deren Zahlenwissen wir heute noch aufbauen, blickten von der Höhe ihrer Stufenpyramiden hinauf; griechische Priester bauten Tempel auf die Bergesgipfel, um dem Sonnengott Helios näher zu sein; die gotischen Dome strebten himmelwärts, zu etwas, dem man zuschrieb, größer zu sein als das Irdische. Das Feuer, das auf den Steinzeitmenschen fiel, kam vom Himmel, das Licht, das wärmt, das Wasser, das nährt, es wird uns zugemessen, unbeeinflussbar, aus zum Teil unvorstellbaren Entfernungen.
Die wissenschaftlichen Erklärungen erhellen die Zusammenhänge, erforschen Ursache und Wirkung, bringen das Licht der Erkenntnis in das Dunkel des Unbegreiflichen - doch dennoch . es bleibt und wird immer bleiben - ein Rest. Transzendenz, Glaube, Kult, Pantheismus oder Weltreligion - der Kompass in uns zeigt auf etwas, das jenseits aller Begrenzungen liegt. Kaum ein Mensch wünscht sich ein völliges Verschwinden, ein Auslöschen jeder Erinnerung an ihn; wer nicht an ein Leben nach dem Tode glaubt, wie auch immer man sich das vorstellen mag, der will doch weiter bestehen im Gedächtnis derer, die ihn liebten; die Schrift auf dem Grabstein erzählt von einer Existenz, die war.
Diese Sehnsucht, dieses Hoffen - das ist der Kompass in uns, der in ein Oben zeigt, das überall sein kann. Wir haben den Himmel begrifflich festgemacht als den Ort des hoffnungsvoll Unbekannten. Doch damit meinen wir nicht den nächtlich sternefunkelnden, den tags sonneglänzenden, den wolkenverhangenen, den trüben wie den strahlenden Himmel. Die Hoffnung, das Sehnen, vielleicht auch das Handeln richten sich auf einen Himmel, der nicht mehr unterscheidet zwischen Ost und West und Nord und Süd und Oben und Unten. Auf einen Himmel, der in uns beginnt und im Unendlichen endet. Ein Himmel, der wir anderen auf Erden sein können. Ein Himmel, dessen Geheimnisse wir nicht erforschen können, höchstens erfahren. Ein Himmel, der jenseits ist alles dessen, was Landkarte, Globus und Kompass erschließen. Eine Dimension jenseits alles Vorstellbaren.
Service
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Sendereihe
Gestaltung
Playlist
Komponist/Komponistin: Howard Shore
Komponist/Komponistin: Fran Walsh
Komponist/Komponistin: Annie Lennox
Vorlage: J.R.R. Tolkien
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Howard Shore
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Fran Walsh
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Annie Lennox
Album: INTO THE WEST
Titel: Into the west / aus dem Film "The Lord of the Rings : The Return of the King" / "Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs" (Edit)
Solist/Solistin: Annie Lennox /Gesang m.Begl.
Orchester: London Philharmonic Orchestra
Leitung: Howard Shore
Länge: 05:48 min
Label: Reprise/Warner Music PRO 4430