Das Ö1 Gesundheitsmagazin

Mit weisser Farbe auf weissem Grund malen

1. Zucker, Magnesium und Knochen - Neue Materialien für medizinische Schrauben
2. Mit weisser Farbe auf weissem Grund malen - Wenn Leid und Scham unaussprechbar werden

1. Zucker, Magnesium und Knochen - Neue Materialien für medizinische Schrauben

Unsere Füße tragen uns im wahrsten Sinne des Wortes durchs Leben und sind großen Belastungen ausgesetzt. Dementsprechend häufig sind unfallbedingte Verletzungen und Knochenbrüche. Bei diesen, aber auch bei der Operation des weit verbreiteten Hallux Valgus, also dem Schiefstand der großen Zehe, kommen häufig medizinische Schrauben zum Einsatz. Sie dienen dazu, zwei Knochenfragmente miteinander zu verbinden, so dass diese wieder rasch zusammenwachsen. Dabei gleichen medizinische Schrauben optisch jenen, die Sie aus dem Baumarkt kennen. Nach einer erfolgreichen Operation verbleiben sie im Körper. Oft können sie durch die Haut hindurch ertastet werden. Nach der Heilung haben sie meist keinen Nutzen mehr - im Gegenteil: Manchmal verursachen sie Probleme. In der Chirurgie greift man deshalb seit einiger Zeit auf Schrauben aus Magnesium und Zucker zurück. Besonders gut vom Körper angenommen werden Schrauben aus menschlichen Knochen - eine Erfindung aus Linz. Ein Beitrag von Lena Hallwirth.

2. Mit weisser Farbe auf weissem Grund malen - Wenn Leid und Scham unaussprechbar werden

Ausgemergelte Körper, geisthafte Gestalten oder verzweifelte Gesichter: Wir alle kennen Bilder, die Schmerzvolles zum Ausdruck bringen - Gemälde von Schlachten etwa oder Darstellungen von Christus am Kreuz. Leid im Selbstportrait darzustellen, ist hingegen ein eher junges Phänomen, das so richtig mit den Wiener Künstlern Egon Schiele und Richard Gerstl seinen Anfang nimmt, und nach 1945 weite Verbreitung findet.
In der Psychotherapie ist die Darstellung von Leidvollem insbesondere in Form des Selbstportraits ein wichtiges Mittel der Verarbeitung von traumatischen Erlebnissen. Nicht nur ins Auge stechende Stilmittel wie übertünchte Gesichter oder die Darstellung abgeschnittener Gliedmaßen können aufschlussreich sein. Oft sind es winzige, scheinbar unbedeutsame Details am Bildrand wie etwa angstbesetzte Insekten, die die Aufmerksamkeit des Kunsttherapeuten erregen und ihn auf eine Spur bringen.

In der heute beginnenden dreiteiligen Sendereihe bewegt sich Carola Timmel an der Schnittstelle von Kunst bzw. dem Einsatz von Kunst in der Therapie. Im Fokus des ersten Beitrags steht der 2005 verstorbene, dalmatinische Künstler Zoran Music. Er gehört zu jenen, die das Thema Leid in besonders bewegender Art und Weise auf die Leinwand brachten. Neben schonungslosen Darstellungen von Sterbenden im KZ ist Music vor allem für seine in gedämpften Brauntönen gemalten Selbstbildnisse bekannt.
Das Malen des Infernos wurde für ihn zu einer Überlebensfrage.

Redaktion: Christoph Leprich und Nora Kirchschlager

Service

1. Medizinische Schrauben:

Dr. Peter Bock
Orthopädisches Spital Speising
Hallux Valgus
Dr. Klaus Pastl
Shark Screw - Erstes humanes Knochenschraubentransplantat
Österreichischer Erfinderpreis Inventum

2. Kunst und Leid:

Mag. Hans-Peter Wipplinger
Museologischer Direktor Leopold Museum
MuseumsQuartier Wien
Museumsplatz 1
A-1070 Wien
Tel.: +43/1/52570/1507
E-Mail
Leopold Muesum

Dr.in Barbara Laimböck
Ärztin für Allgemeinmedizin
Fachärztin für Anästhesiologie und Intensivmedizin
Psychotherapeutin für katathym imaginative Psychotherapie
Lehrbeauftragte der Sigmund Freud Universität
Mitglied der Sektion für Kunst und Psychiatrie des Weltpsychiatrieverbandes
A-1010 Wien
Tel. +43/676/612 86 31
E-Mail
Homepage

Zoran Music - Ausstellung im Leopold Museum
Zoran Music hat mein Leben verändert
Zoran Music - Die Schärfung des Blicks
"Poesie der Stille": Lange vergrabenes Grauen

Hans-Peter Wipplinger, Ivan Ristic, "Zoran Music - Poesie der Stille", Ausstellungskatalog Leopold Museum, Verlag der Buchhandlung Walther König 2018

Gaia Regazzoni Jäggli (Hg.), "Die Sammlung Braglia", Hirmer Verlag, 2016

Sendereihe