Medizin und Gesundheit

Das 26. Element

Auf Spurensuche - Strategien gegen Eisenmangel


Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Konzentrationsmangel - logische Folge eines Lebens im hektischen 21. Jahrhundert - oder Zeichen eines Eisenmangels? Schließlich gilt dieser als häufigster ernährungsbedingter Mangelzustand - auch in den industrialisierten Ländern. Als Spurenelement ist Eisen in unserem Körper für die Sauerstoffbindung in den roten Blutkörperchen verantwortlich und damit lebensnotwendig. Fehlt es an diesem wertvollen Rohstoff, durch mangelnde Aufnahme oder vermehrten Verbrauch, so kommt es zu einem spürbaren Leistungstief. Auch das Restless-Legs-Syndrom oder Migräne sind mögliche Folgeerscheinungen. Und ein dauerhaft erniedrigter Eisenspiegel führt zur Anämie.

Diagnose: Nur der Eisenspiegel ist zu wenig

Die Diagnose lässt sich rasch über einen Bluttest stellen. Dabei ist der Eisenspiegel selbst zur Feststellung eines Eisenmangels gar nicht so geeignet, da er starken Schwankungen unterworfen ist. Vielmehr müssen der Ferritin-Spiegel und die Transferrin-Sättigung bestimmt werden, um Speicherung und Transport des Eisens beurteilen zu können. Über die Höhe des Grenzwertes für Ferritin wird in Fachkreisen diskutiert. Die Schwankungsbreite ist hier beachtlich und reicht von einem Normwert von mindestens 30 µg/l bis zu weit über
100 µg/l. Gerade bei Menschen mit chronisch entzündlichen Erkrankungen ist dieser Wert stark erhöht, obwohl ein Eisenmangel vorliegt.

Die Ursachen finden

Bevor eine Ersatztherapie mit Eisen begonnen wird, sollten unbedingt die möglichen Gründe für den Mangel abgeklärt werden. Denn neben starkem Blutverlust durch Menstruation oder einem erhöhten Eisenbedarf im Wachstum bzw. der Schwangerschaft können auch chronische Blutungen im Magen-Darm-Trakt oder eine Krebserkrankung dahinterstecken. Auch bei älteren Personen, die an mehreren Erkrankungen leiden, ist Eisenmangel nicht selten. Rund 50 bis 60 Prozent der Patienten mit Herzinsuffizienz weisen zusätzlich einen Eisenmangel auf. Dies vermindert ihre Leistungsfähigkeit im Vergleich zu herzinsuffizienten Patienten mit gut gefülltem Eisenspeicher.

Auch andere Spurenelemente mitbeachten

Bei der Behandlung sollte man aber auch immer einen Blick über den eisernen Tellerrand hinauswagen. Schließlich spielen eine ganze Reihe weiterer Mikronährstoffe eine Rolle bei der Eisenverwertung und der Entstehung einer Blutarmut. Hier sind vor allem Vitamin B 12 und Folsäure zu nennen. Vitamin C wiederum ist für die Aufnahme des Eisens von großer Bedeutung, wohingegen die gleichzeitige Gabe von Calcium dessen Resorption stört. Auch dem Zink sollte in diesem Zusammenhang Beachtung geschenkt werden, zumal viele zinkmangelbedingte Symptome dem eines Eisenmangels ähneln.
Wenngleich mit der Zunahme vegetarischer oder veganer Ernährungsweisen in der Bevölkerung häufiger ein Eisenmangel zu beobachten ist, sei der Verzehr von Fleisch keineswegs nötig, so die Diätologin Elisabeth Hütterer. Eine ausgewogene Kost ist im Normalfall ausreichend.

Eisenzufuhr mit Tabletten oder Infusionen

Orale Eisenpräparate können einen Mangel ausgleichen, werden jedoch von vielen Menschen nicht gut vertragen. Zudem kann bei Darmerkrankungen das Eisen auch in dieser konzentrierten Form nicht aufgenommen werden. Hier helfen Eiseninfusionen, durch die das Element direkt ins Blut und die Eisenspeicher gelangt. Hatten die Präparate früher noch starke Nebenwirkungen, so gilt die moderne Eisensubstitution heutzutage als sicher und lässt sich weitgehend komplikationslos durchführen.
Für viele Betroffene eine Erleichterung: Seit Anfang 2018 werden Eisen-Infusionen von der Krankenkassa erstattet.
Kritisch zu betrachten ist eine medikamentöse Eisengabe als "Lifestyle-Behandlung", wie sie in den despektierlich als "Eisentankstellen" bezeichneten Ordinationen durchgeführt wird.
Bei der richtigen Indikation kann eine Eisenzufuhr jedoch in vielen Fällen die Lebensqualität steigern.

Eine Sendung von Dr. Ronny Tekal.
Redaktion: Dr. Christoph Leprich

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Service

Österreichische Gesellschaft für Ernährung
Verband der Diätologen Österreich
Informationsportal Eisenmangel mit Ärzteliste
Infos über Ferritin und Transferrin
Eisenmangel: Jede Fünfte Frau betroffen (Info der Sozialversicherung)
Bei Eisenmangel an den Tropf? Kritische Bestandsaufnahme des Schweizer Fernsehens 2015
Eisen-Infusionen (Medmix 2018)

Christoph Gasche, Ilse Weiß, "Ernährung bei Eisenmangel", Maudrich 2015

Elisabeth Hütterer, Christoph Gasche, "Ernährung bei Morbus Crohn", Maudrich 2018

Eberhard J. Wormer, "Eisen: Das Lebenselement", Kopp Verlag 2016

Uwe Gröber, Klaus Kisters, "Arzneimittel als Mikronährstoff-Räuber: Was Ihr Arzt und Apotheker Ihnen sagen sollten", Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2017

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