Gedanken für den Tag

Otto Friedrich über religiöse Sprache

"Haltbar.Achtsam.Gerecht" - Wie heute religiös sprechen? Religiös Sprechende sollten bei den Dichtern in die Schule gehen, da religiöse Rede und Poesie mehr gemein haben, als es den Anschein hat, meint Otto Friedrich, Religionsjournalist bei der Wochenzeitung "Die Furche". - Gestaltung: Alexandra Mantler

Vor nicht allzu langer Zeit machte ein Buch des Unternehmensberaters Erik Flügge Furore. Der Untertitel dieses Buches, "Wie die Kirche an ihrer Sprache verreckt" sagt schon alles. Und der Titel geißelt den "Jargon der Betroffenheit", der die Gottesdienste vergiftet und Menschen aus den Kirchen "zum Weglaufen" bringt.

Man muss einem "Werbefuzzi", als der sich Flügge in seinem Buch einmal bezeichnet, nicht in allem zustimmen, aber seine Diagnosen sind erfrischend und bringen vieles auf den Punkt: Die Krise der Kirchen in der säkularen Gesellschaft hat mit einem Sprachproblem zu tun. Die Religion und ihre Institutionen haben verlernt, so zu reden, dass es die Menschen verstehen, dass es ihre Fragen und Sehnsüchte trifft.

Es gilt da, eine achtsame Sprache zu finden, die nicht verletzt, sondern die ganz behutsam die kleinen und großen Verwundungen in den Blick nimmt. Es geht um eine heilende Sprache, die sich sanft, aber bestimmt der Wut und der Gewalttätigkeit der Worte des Alltags entgegenstellt. Nicht die Schreihälse und Besserwisser sind gefragt, sondern die zaudernd Leisen, die aber ein offenes Ohr haben, und die den Geschundenen und vom Leben Gezeichneten entgegenflüstern: "Ich bin bei dir". In der jüdischen und christlichen Tradition ist dieses "Ich bin bei dir" auch ein Name für Gott.

Der 1984 verstorbene DDR-Autor Franz Fühmann, der sich gegen den Optimismus, den die kommunistische Führung den Schriftstellern verordnete, verwahrte, hat die Grammatik einer achtsamen Sprache so auf den Punkt gebracht: "Leid wird nicht dadurch überwunden", schreibt Fühmann, "Leid wird nicht dadurch überwunden, dass einer möglichst schallend lacht, sondern dadurch, dass es geteilt wird. Was der Gebeugte, der Niedergeschlagene braucht, sind Worte des Mit-Leidens, eine Sprache, die umarmt."

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Zbigniew Preisner/geb.1955
Gesamttitel: REQUIEM FOR MY FRIEND (Requiem dla mojego przyjaciela) in 2 Teilen
Titel: 16. Qui erat et qui est (00:04:26)
Anderssprachiger Titel: Requiem für meinen Freund
Leitung: Jacek Kaspszyk
Orchester: Sinfonia Varsovia
Chor: Warschauer Kammerchor
Choreinstudierung: Ryszard Zimak
Solist/Solistin: Elzbieta Towarnicka /Sopran
Solist/Solistin: Dorota Slezak /Gesang
Solist/Solistin: Piotr Lykowski /Countertenor
Solist/Solistin: Jacek Ostaszewski /Blockflöte
Solist/Solistin: Leszek Mozdzer /Klavier
Solist/Solistin: Jerzy Glowczewski /Altsaxophon
Länge: 04:26 min
Label: Erato 3984241462

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