Das Ö1 Konzert

Metamorphosen

Orchestre National de France, Dirigent: Marek Janowski; Xavier Philips, Violoncello.
Sergej Prokofjew: Sinfonia concertante e-Moll op. 125 Paul Hindemith: Symphonische Metamorphose von Themen Carl Maria von Webers Richard Strauss: Metamorphosen, Studie für 23 Solostreicher (aufgenommen am 19. Oktober 2017 im Maison de la Radio, Paris). Präsentation: Peter Kislinger

Drei zwischen den Jahren 1943 und 1952 entstandene Kompositionen, die sich dem Wandel und Bedrohung stellen.


Das zur Symphonie gewandelte Konzert

Prokofjew hatte sich Jahre lang den Musikvorstellungen der KPdSU, der kommunistischen Partei der Sowjetunion, unterworfen, um nicht als "antidemokratischer", volksferner, Komponist gebrandmarkt zu werden, was in Zeiten der stalinistischen Terrors lebensbedrohlich sein konnte. Für sein 1950-1952 entstandenes "Sinfonisches Konzert für Violoncello und Orchester" ließ er sich vom Cellisten Mstislaw Rostropowitsch spieltechnische Tipps geben. Das Werk, eine gründliche Umarbeitung seines 1938 uraufgeführten Violoncellokonzerts e-Moll, wurde zu seinem letzten großen.


Von Metamorphose zu Metamorphosen

Paul Hindemith wurde 1934 vom Propagandaminister des nationalsozialistischen Deutschen Reiches, Joseph Goebbels, als "atonaler Geräuschemacher" beschimpft. 1943 schrieb Hindemith im amerikanischen Exil seine "Symphonic Metamorphosis of Themes by Carl Maria von Weber" für ein amerikanisches Orchester. Der Titel hat diverse Übersetzungsmetamorphosen erfahren: "Symphonische Metamorphose von /über/nach/zu Themen Carl Maria von Webers"; oder im Plural: "Sinfonische Metamorphosen nach Themen von Carl Maria von Weber" bzw. "Sinfonische Metamorphosen Carl Maria Weber'scher Themen". Keiner dieser Titel wurde von Hindemith gebilligt, aber auch nicht beanstandet. Der den Absichten Hindemiths entsprechende Titel dürfte " Symphonische Metamorphose von Themen Carl Maria von Webers" sein. Mit Metamorphose war die Umwandlung diverser Musik Webers fürs Klavier in virtuoses Orchesteridiom des 20. Jahrhunderts gemeint.


Die Metamorphosen des Richard Strauss

Im Herbst 1944 nahm Strauss einen Auftrag Paul Sachers an. Als äußerlichen Anlass für die Grundstimmung seiner "Metamorphosen für 23 Solostreicher" kann die Zerstörung des Münchner Nationaltheaters 1943 durch einen Bombenangriff gelten. Viel allgemeiner wird wohl sein psychischer Zustand den Charakter beeinflusst haben. Er sei, so schrieb er, in "verzweifelter Stimmung! Das Goethehaus, der Welt größtes Heiligtum, zerstört. Mein schönes Dresden-Weimar-München, alles dahin!" Für den bayerischen Goethe-Gelehrten Dieter Borchmeyer sind die Metamorphosen Zeugnis für die Goethe-Verehrung des Komponisten. Dass Strauss für das Werk den Begriff Metamorphosen statt Variationen wählte, sei darauf zurückzuführen, dass er von keinem erkennbaren Thema ausgegangen sei, sondern den Hauptgedanken aus dem Trauermarsch aus Beethovens "Eroica"-Symphonie als zunächst nicht wahrnehmbaren Bezug gewählt habe. Dieses Beethoven-Zitat nährte Spekulationen, Strauss, der bis 1935 Präsident der "Reichsmusikkammer" gewesen war, habe eine Trauermusik für Hitler schreiben wollen, so wie Beethoven, der seine "Eroica" Napoleon gewidmet hatte, bevor er das Titelblatt mit der Widmung zerriss.

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Sergej Prokofjew /1891 - 1953
Titel: Sinfonia concertante für Violoncello und Orchester in e-moll op.125
* Andante - 1.Satz
* Allegro giusto - 2.Satz
* Andante con moto - 3.Satz
Solist/Solistin: Xavier Philips / Violoncello
Orchester: Orchestre National de France
Leitung: Marek Janowski
Länge: 34:35 min
Label: EBU

Komponist/Komponistin: Paul Hindemith/1895 - 1963
Titel: Symphonische Metamorphose über Themen Carl Maria von Webers
* Allegro - 1.Satz
* Turandot; Scherzo - 2.Satz
* Andantino - 3.Satz
* Marsch - 4.Satz
Orchester: Orchestre National de France
Leitung: Marek Janowski
Länge: 19:00 min
Label: EBU

Komponist/Komponistin: Richard Strauss/1864 - 1949
Titel: Metamorphosen - Studie für 23 Solostreicher
Orchester: Orchestre National de France
Leitung: Marek Janowski
Länge: 26:35 min
Label: EBU

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