Ö1 Kunstsonntag: Neue Texte

Harald Darers literarische Satire auf den Arbeitsmarkt

"Wie gähnen". Von Harald Darer. Es liest: Michael Dangl. Redaktion: Edith-Ulla Gasser

"Wer mit Hunden schläft", "Schnitzeltragödie" oder "Herzkörper", so heißen einige der Bücher des 1975 geborenen steirischen Autors Harald Darer. Mitte der Neunzigerjahre begann für Darer "nach Schule, Lehre, Bundesheer und diversen Weiterbildungen" die "Migration", wie der Autor über sich selbst schreibt. Damit ist nicht nur die Migration aus dem steirischen Mürztal in die Großstadt Wien gemeint, wo der Autor nun schon seit mehr als 2 Jahrzehnten lebt. Sondern auch die Migration aus der Arbeitswelt eines Lehrberufs in die Welt der Literatur, - und in das Lebensgefühl eines mittlerweile erfolgreich schreibenden Menschen.

Zu den pointiert beleuchteten Themen in Darers Romanen und Short Stories zählen die Konsum- und die Arbeitswelt. So auch in dem heute gesendeten Text "Wie Gähnen", einem vorab vorgestellten Kapitel aus seinem im kommenden Frühjahr erscheinenden Roman "Der Blaumann". Harald Darer spielt in diesem Ausschnitt mit der Mehrdeutigkeit des Wortes "ansteckend", und übersteigert in ironischer Weise die Bereitschaft vieler Menschen, sich den zynischen Bedingungen des Arbeitsmarktes zu unterwerfen.

"Salon Fortuna" heißt der Seminarraum, in dem sich etliche Menschen von Amts wegen zu versammeln haben, um einem "Trainer" zu lauschen, der die anwesenden Lang- und Kurzzeitarbeitslosen fit für den "Markt" machen soll. Aber noch ehe wir in Harald Darers äusserst pointiertem literarischem Kommentar zur Situation ebendieses "Marktes" die angekündigten Test-Bewerbungsgespräche miterleben dürfen, erzählt eine der Bewerberinnen ihrem Sitznachbarn, was sie unter dem inserierten Motto "Aufstrebender Glücksspielanbieter sucht flexible Mitarbeiterinnen für lukrativen Nebenerwerb" erlebte.

Service

Harald Darer, "Wie gähnen", Manuskript, 2017

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