Zum 100. Geburtstag von Nelson Mandela

21. Juli 2018, 06:56

Versöhnung

Versöhnung ist ein großes Wort, leicht gefordert, aber so schwer, wenn man von Gewalt betroffen ist. Südafrika musste einen Weg suchen, die Jahrzehnte der Gewalt gegen Menschen, deren Hautfarbe nicht als "weiß" eingestuft wurde, mit in die Zukunft zu nehmen. Rache und Gegengewalt hätten jeden Versuch eines neuen Staates von vornherein zerstört. Die vielen Toten, die Gefangenen, die Verschwundenen, die krassen Benachteiligungen mit großer Armut - wie sollte man sich da versöhnen?

Südafrika ging unter dem Präsidenten Nelson Mandela einen eigenen Weg. Gerechtigkeit konnte ja nicht mehr für die Vergangenheit erreicht werden. Man richtete eine Wahrheits- und Versöhnungskommission ein. Es ging darum, die Täter dazu zu bewegen, ihre Taten zu gestehen und Auskunft zu geben. Die Opfer und ihre Angehörigen bekamen das Recht zu erfahren, was geschehen war.

Das war für alle Seiten ein sehr schmerzhafter Prozess, sowieso für die Opfer, aber auch für die Täter. Wer sich persönlich seiner Schuld stellt, die er oder sie durchaus auch auf Befehl begangen hat, sieht sich mit der eigenen dunklen Seite konfrontiert. Wie konnte man persönlich Hinrichtungen, Folter, oder andere Formen der Gewalt ausüben? Und vor allem: Wie kann man danach Versöhnung erbitten?

Für viele Opfer der Gewalt war das Eingeständnis von Unrecht und Gewalt das Entscheidende. Auch wenn nichts ungeschehen gemacht werden konnte, die Anerkennung, dass Unrecht Unrecht war, das war ausschlaggebend. Dann mag Versöhnung erst noch in ferner Zukunft geschehen, aber der Weg dahin ist eröffnet. Und wenn der Weg auch in Südafrika noch weit ist, die Wegweiser stehen immerhin schon da.

Service

Buch, Nelson Mandela, Meine Waffe ist das Wort. Mit einem Vorwort von Desmond Tutu, Kösel-Verlag

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Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler

Übersicht

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