Radiogeschichten
Die Gesetze der Propaganda - Martha Gellhorn in Vietnam
Literarische Reportagen: "Der wirkliche Krieg und der Krieg der Worte" - Ein Bericht von Martha Gellhorn aus Vietnam 1966. Es liest Mercedes Echerer. Gestaltung: Gudrun Hamböck
13. August 2018, 11:05
Mit den von ihr "Hurra-Syndrom" und "Angst-Syndrom" genannten Formen der US-Kriegskommunikation demonstriert Martha Gellhorn wie Propaganda ganz offen mit Widersprüchen operiert. Zu hören ist ein Text aus dem Band "Das Gesicht des Krieges", der Reportagen aus den Jahren 1937 bis 1987 versammelt.
Martha Gellhorn, geboren 1908 in St. Louis, berichtete von Lynchmorden im Mississippi der frühen 1930er Jahre, vom Spanischen Bürgerkrieg, den sie gemeinsam mit Ernest Hemingway erlebte (mit dem sie fünf Jahre verheiratet war), von den Hauptfronten und Nebenschauplätzen des Zweiten Weltkriegs, der Befreiung Dachaus, von den chaotischen Nachkriegsauseinandersetzungen auf Java, vom Vietnamkrieg, vom Sechstagekrieg, dem Bürgerkrieg in El Salvador u.v.m.
Immer die großen Zusammenhänge im Blick, aber den Fokus auf die Leidtragenden gerichtet, schreibt sie ihre Geschichten 58 Jahre lang faktenreich, sachlich und mit der unabhängigen politischen Haltung einer Kriegsgegnerin.
"Krieg ist eine bösartige Krankheit, eine Idiotie, ein Gefängnis, und das durch ihn verursachte Leid kann man nicht erzählen oder sich vorstellen; aber Krieg war unser Heute und unser Gestern, wir mussten damit leben. Ich war eine Kriegsgewinnlerin besonderer Art, denn ich kam immer mit heiler Haut davon und wurde dafür bezahlt, meine Zeit mit großartigen Menschen zu verbringen".
Neben ihren Reportagen verfasste Gellhorn fünf Romane, 14 Novellen sowie zwei Bände mit Kurzgeschichten. Sie starb 1998 in London.
Service
Martha Gellhorn, Das Gesicht des Krieges. Reportagen 1937-1987. Aus dem Amerikanischen von Hans-Ulrich Möhring. Dörlemann Verlag, Zürich 2012, basierend auf der revidierten Ausgabe von 1988, erschienen bei Atlantic Monthly Press.