
ORF/URSULA HUMMEL-BERGER
Im Gespräch
In memoriam Uri Avnery
In memoriam Uri Avnery: "Pessimisten erreichen nie etwas. Man muss Optimist sein, um zu kämpfen." - Renata Schmidtkunz im Gespräch mit dem israelischen Journalisten, Schriftsteller und Friedensaktivisten Uri Avnery.
24. August 2018, 16:05
Uri Avnery, 1923 als Helmut Ostermann in Beckum bei Hannover geboren, war zehn Jahre alt, als er mit seinen Eltern, den beiden Schwestern und dem Bruder ins damalige Palästina einwanderte. Mit 14 wurde er Mitglied der militanten Untergrundorganisation Irgun, die mit Sabotageakten gegen die britische Mandatsherrschaft und die arabische Bevölkerung kämpfte. Im Unabhängigkeitskrieg von 1948 wurde Uri Avnery schwer verwundet.
Die Erfahrungen des Krieges ließen ihn zum Friedensaktivisten werden. Es folgten Jahrzehnte der Arbeit als Journalist mit der von ihm herausgegebenen Zeitung "Haolam haseh", zu Deutsch "Diese Welt". Avnery schrieb gegen das Establishment, gegen Ungerechtigkeit, gegen die Durchsetzung von nationalen Interessen mit militärischen Mitteln. Was ihm immer wieder harsche Kritik in Israel einbrachte einerseits und ihn anderseits zum Star der europäischen Friedensbewegung werden ließ.
1993 gründete er gemeinsam mit Gleichgesinnten die Friedensinitiative "Gush Shalom". Ihre Ziele sind die Beendigung der seit 1967 bestehenden Besatzung des Westjordanlandes, die Errichtung eines unabhängigen Palästinenserstaates und die Sicherung für beide Völker.
Bei einer Rede in Salzburg im Jahr 2005 sagte Uri Avnery: "Ich habe in den letzten 72 Jahren meines Lebens keinen einzigen Tag des Friedens erlebt. Ich hoffe und glaube, dass ich den Frieden noch erlebe". 70 Jahre seines Lebens setzte er sich für diesen Frieden ein. Für seine Arbeit erhielt er viele Preise, unter anderem 2001, gemeinsam mit seiner Frau Rachel, den Alternativen Nobelpreis. Kommenden Monat wäre er 95 Jahre alt geworden. In der Nacht auf den 20. August ist er gestorben.
Service
Literatur
"Und setzet ihr nicht das Leben ein" - Texte zur Person: von und über Uri Avnery" (Ingrid von Heiseler - Veröffentlichungenn, Band 17), Taschenbuch, aus dem Englischen übersetzt von Ingrid von Heiseler, Verlag Independently published 2017
Uri Avnery, "Israel im Arabischen Frühling. Betrachtungen zur gegenwärtigen Situation im Orient", aus dem Englischen übersetzt von Ingrid von Heiseler, Kitab Verlag, Klagenfurt 2013
Uri Avnery, Abraham Melzer (Hrsg.), "Judenstaat oder Israel - Entwurf einer 'Semitischen Union'", Verlag Melzer, Neu-Isenburg 2009
Uri Avnery, "Von Gaza nach Beirut. Israelisches Tagebuch", Kitab Verlag, 2005
Uri Avnery, "In den Feldern der Philister. Meine Erinnerungen aus dem israelischen Unabhängigkeitskrieg" und "Die Kehrseite der Medaille", in einem Band, Verlag Diederichs 2005
Uri Avnery, "Ein Leben für den Frieden. Klartext über Israel und Palästina", Palmyra Verlag 2003
Uri Avnery, "Wir tragen das Nessosgewand. Israel nach dem Golfkrieg", deutsche Ausgabe, Dietz Verlag, Bonn 1991
Uri Avnery, "Mein Freund, der Feind", deutsche Ausgabe, Dietz Verlag, Bonn 1988