Das Ö1 Konzert

Verachtet mir die englischen Meister nicht!

(I) English Chamber Orchestra, Dirigent: Benjamin Britten. Edward Elgar Introduction and Allegro (II) London Symphony Orchestra, Dirigent: Sir Simon Rattle; Tiffin Girls' Choir; Tiffin Boys' Choir; Tiffin Children's Choir; London Symphony Choir; Philip Cobb und Gábor Tarkövi, Trompete; Elizabeth Watts, Sopran; Alice Coote, Mezzosopran; Allan Clayton, Tenor. G. Holst: Edgon Heath op. 47 * B. Britten: Spring Symphony op.44 für Sopran, Alt, Tenor, Chor, Kinderchor und Orchester (aufgenommen am 12. September im Barbican Centre London; Saison-Eröffnungskonzert des London Symphony Orchestra). Präsentation: Peter Kislinger.

Ein Meisterwerk, das niemandem gefällt?

Sir Simon Rattle startete auch seine zweite Saison als Chefdirigent des London Symphony Orchestra very British indeed, sogar englisch mit zwei, wie Sir Simon meinte, absoluten Meisterwerken von Benjamin Britten und Gustav Holst.

Der 1983 verstorbene englische Dirigent Sir Adrian Bolt hatte den jungen Simon Rattle auf Holsts "Egdon Heath" aufmerksam gemacht, ihn aber gewarnt: Wahnsinnig schwierig sei diese Tondichtung zu dirigieren, und "niemandem gefällt es, wenn es dann doch gespielt wird. Es ist das Werk eines Meisters, und Sie sollten es unbedingt machen." Rattle war zunächst klar, dass dieses Meisterwerk jemandem, der von Holst nur die Planeten-Suite kennt, wie "Luft von anderem Planeten" vorkommen müsse. Doch mit Kenntnis der Musik des "späten" Schostakowitsch und Musik, die "Egdon Heath" gleichsam vorwegnehme, höre sich das Werk nicht mehr so fremdartig an, sei aber immer noch von ungeheuerlich düsterer Pracht.

Der Titel bezieht sich auf eine fiktive Landschaft aus einem Roman von Thomas Hardy, ein Landstrich, der "seine Entsprechung in der Natur des Menschen hat - weder grausam oder hassenswert noch hässlich; weder alltäglich unbedeutend noch zahm; aber so wie der Mensch im Kosmos: sich an den Rand gedrängt, zurückgesetzt fühlend, und dennoch von Dauer; obendrein von merkwürdiger Wucht und in seiner dunklen Eintönigkeit geheimnisvoll." Diese Zeilen aus dem Roman "The Return of the Native" (1878) zitierte Holst auf der ersten Partiturseite und verlangte, dass sie immer in Programmheften gedruckt werden sollten. Das 1927 entstandene Werk wurde im Februar 1928 uraufgeführt, drei Wochen nach dem Ableben von Thomas Hardy.


Frühlingssymphonie mit Britten-Horn

Die düstere Nebelpracht von Egdon Heath weicht Brittens erstem groß angelegten Chororchesterwerk, das von der Kälte des Winters zum "Erwachen der Erde und des Lebens" führt. Die 1949 uraufgeführte "Spring Symphony" ist ein Zwitter aus viersätziger Symphonie und einem Liederzyklus auf vierzehn Gedichte englischer Dichter des 16., 17. und 20. Jahrhunderts. Im Finale verlangt Britten ein Stierhorn in ungewöhnlicher Tonlage, das eigens konstruiert werden musste und von Musikern sogleich den Namen "Britten-Horn" verpasst bekam. Britten hatte einen archaischen Klang im Ohr, den kein herkömmliches Instrument produzieren konnte. So wurde nach seinen Angaben ein der Lure ähnliches Blasinstrument angefertigt, das nur einen einzigen Ton - C - hervorbringen kann.

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Edward Elgar/1857 - 1934
Titel: Introduktion und Allegro op.47 für Streichorchester
Orchester: English Chamber Orchestra
Leitung: Benjamin Britten
Länge: 14:04 min
Label: Decca 425160-2

Komponist/Komponistin: Gustav Holst/1874 - 1934
Titel: Egdon Heath, op.47 für Orchester : Adagio
Orchester: London Symphony Orchestra
Leitung: Sir Simon Rattle
Länge: 12:20 min
Label: EBU

Komponist/Komponistin: Benjamin Britten /1913 - 1977
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Anonym/16.Jhd.
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Edmund Spenser/1552 - 1599
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Thomas Nashe/1567 - 1601
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: John Clare/1793 - 1864
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: John Milton/1608 - 1674
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Robert Herrick/1591 - 1674
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Henry Vaughan/1622 - 1695
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Wystan Hugh Auden/1907 - 1973
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: George Peele/um 1558 - um 1596
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: William Blake/1757 - 1827
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Francis Beaumont/1584 - 1616
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: John Fletcher/1579 - 1625
Titel: SPRING SYMPHONY op.44 für Soli, Chor und Orchester
Teil 1:
* Introduction < anon. > - 1.Satz
Textanfang: Shine out, fair sun
* The merry cuckoo < Spenser > - 2.Satz
* Spring, the sweet spring < Nashe > - 3.Satz
* The driving boy < Peele,Clare > - 4.Satz (
Textanfang: When as the rye reach
* The morning star < Milton >- 5.Satz (00:03:09)
Textanfang: Now the bright morning
Teil 2:
* Welcome Maids of Honour < Herrick > - 6.Satz
* Waters above < Vaughan > - 7.Satz
* Out of the lawn I lie in bed < Auden > - 8.Satz
Teil 3:
* When will my May come < Barnefield > - 9.Satz
* Fair and fair < Peele > - 10.Satz
* Sound the flute < Blake > - 11.Satz
Teil 4:
* Finale < Beaumont/Fletcher > - 12.Satz
Textanfang: London, to thee I do present the merry month of May
Solist/Solistin: Elizabeth Watts, Sopran
Solist/Solistin: Alice Coote, Mezzosopran
Solist/Solistin: Allan Clayton, Tenor
Chor: Tiffin Boys' Choir
C Tiffin Children's Choir
Chor: Tiffin Girls' Choir
Choreinstudierung: James Day
Chor: London Symphony Choir
Choreinstudierung: Simon Halsey
Orchester: London Symphony Orchestra
Leitung: Sir Simon Rattle
Länge: 41:45 min
Label: EBU

Komponist/Komponistin: Benjamin Britten/1913-1976
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Thomas Hardy/1840-1928
Album: IAN BOSTRIDGE SINGT LIEDER VON BENJAMIN BRITTEN
Titel: 8. Before Life and After, op.52 Nr.8 (00:03:15)
Textanfang: A time there was - as one may guess and as, indeed, earth's testimonies tell - before the birth of consciousness, when all went well
Gesamttitel: WINTER WORDS, op.52 - Liederzyklus Nr.1-8 für Tenor und Klavier
Solist/Solistin: Ian Bostridge /Tenor
Solist/Solistin: Sir Antonio Pappano /Klavier
Länge: 03:25 min
Label: EMI Classics 4334302

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