Leuchtmaden im Institut für Poetische Alltagsverbesserung

LISA SPALT

Ö1 Kunstsonntag: Radiokunst - Kunstradio

Das Institut für poetische Alltagsverbesserung wagt einen Ausflug in die Radiowelt

"Das Institut" von Lisa Spalt. Regie: Renate Pittroff (ORF 2018)

Das Hörspiel "Das Institut" ist ein Ausflug des Instituts für poetische Alltagsverbesserung in die Radiowelt, die von erfreulich vielen Mitspielenden kreiert wird.

Seit ungefähr zwei Jahren versucht das Institut, diese Welt zu einem schöneren Ort zu machen und versucht es auch hier. Sehen wir uns an, wie dies geschieht:
In den letzten Jahren wurden der Poesie in ihrem Kerngeschäft, der Herstellung von so genannter Realität, immer mehr die Zügel aus der Hand genommen. Fake News und Verschwörungstheorie traten an die Stelle ausgereifter poetischer Produkte.

Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, wurde das IPA oder "Institut für poetische Alltagsverbesserung" gegründet. Während und weil die Politik der Poesie die Produktion von Geschichten aus den Händen reißt, macht das IPA nun nur noch "Unmögliches", damit sich die, die es imitieren, auf befreiende Weise ebenso unmöglich machen.
Das IPA begibt sich daher mit jeder seiner Aktionen in Gesellschaft. In einer Zeit der perfekten Oberfläche reißt es seine Fassade nieder und bittet die Selfie-gebeutelte Menschheit, einzutreten.

Alle sollen sehen, wie das IPA "es macht", alle sollen seine paradoxen, sich spießenden, peinlichen Aktionen aus nächster Nähe mitbekommen, möglichst viele sollen an diesem IPA, das ein Text ist, mitwirken, es durchschauen, bis es endgültig gesprengt wird. Vielleicht kann die Politik in der Nachfolge der Poesie die BürgerInnen dann auch irgendwann hinter ihr Ins-tagram-Bild treten lassen. Vielleicht kann sie diese BürgerInnen dann auch an der gemein-samen Geschichte mitbauen lassen.

Das Hörspiel "Das Institut" geht nun nicht nur zu den Menschen hinaus, es geraten zuerst einmal viele in es hinein. Einerseits erzeugen sie Sprachbausteine und werden mit diesen Teil des Instituts. Andererseits sprechen sie aber auch den Text, der das Institut ist, es ist ihre Stimme, die hier zählt und erzählt. So wird das Hörspiel zu einem einzigen schwirrenden Frauenkopf, treppauf, treppab geht es in die Abteilungen, Nischen, Gebäudevorsprünge, die von unterschiedlichen Menschen gebaut worden sind.

"Das Institut" ist ein Gebilde von "Poesie in Gesellschaft", ein Text über die Welt, der ge-meinschaftlich hergestellt wird, bzw. ein Modell dafür, wie "Geschichte" als Grundlage des Handelns vielleicht gemeinschaftlich produziert werden könnte.
Im Laufe des Hörspiels werden daher auch Sie eingeladen werden, sich selbst in die Produk-tion des ständig wachsenden Textes einzuklinken.

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