Ein Vogel fliegt an der Sonne vorbei

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Radiokolleg - "Jeder darf seine Glückseligkeit suchen"

Von der Freiheit und ihren Grenzen (1). Gestaltung: Brigitte Voykowitsch

"Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein": Der Song von Reinhard Mey ist nur einer von vielen, die eine tiefe Sehnsucht nach Befreiung ausdrücken - Befreiung von den kleinen und großen Sorgen und Ängsten, Beschränkungen und Zwängen des täglichen Lebens. In einfachen Worten umreißen solche Lieder ein Thema, das die Menschheit seit der Antike bewegt:

Was bedeutet Freiheit, und wer hat ein Recht darauf? So viel steht fest: Grenzenlos kann die Freiheit bestenfalls in Träumen sein, nie in der Realität. Sowohl im privaten als auch im politischen und wirtschaftlichen Leben ist der Mensch stets in ein System von Regeln und Normen eingebunden. Welche Freiheiten wem in welchem Umfang zustehen, auf diese Frage haben Theologen, Philosophen und Rechtswissenschafter im Lauf der Jahrtausende ganz unterschiedliche Antworten gegeben.

Das heutige Verständnis von Freiheit hat sich seit der Aufklärung entwickelt und beinhaltet auch einen intellektuellen Aspekt, den der Philosoph Immanuel Kant mit den Worten "Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit" beschrieb. Der Mensch als vernunftbegabtes, denkendes Wesen kann das bestehende System hinterfragen und neu gestalten.
"Niemand kann mich zwingen auf seine Art glücklich zu sein, sondern ein jeder darf seine Glückseligkeit auf dem Wege suchen, welcher ihm selbst gut dünkt, wenn er nur der Freiheit Anderer keinen Abbruch tut", formulierte es Kant und betonte dabei sofort die Notwendigkeit eines "Allgemeinen Gesetzes", das die Grundlage und den Rahmen für diese Art der freien Lebensgestaltung jedes Einzelnen schafft. In der Praxis handelt es sich freilich nicht um ein Gesetz.

Die Entwicklung der Menschenrechte und des modernen Rechtsstaats belegen, wie komplex die Anforderungen sind und wie vieler Gesetze und Regeln es im sozialen, politischen und wirtschaftlichen Leben bedarf. Von vielfältigem Missbrauch gar nicht zu reden. Neben der äußeren spielt auch die innere Freiheit eine wichtige Rolle für den Menschen. Damit haben sich insbesondere außereuropäische Philosophen beschäftigt.

"Frei sein, wo immer du bist" lautet der Titel eines Buches von Thich Nath Hanh, vietnamesischer buddhistischer Mönch und Schriftsteller. Thich Nath Hanh konzentriert sich auch hier auf ein für ihn zentrales Lebensthema - nämlich die Achtsamkeit. Achtsam fühlen und denken bedeutet achtsam handeln, dadurch können wir eine innere Freiheit gewinnen, die uns Ruhe und Kraft auch in äußerlich schwierigen Situationen beschert. Innere Freiheit kann man auch durch bewussten Verzicht gewinnen, durch einen Fokus auf das - für einen selbst - Wesentliche, ein Aspekt, der gerade in unserer hektischen Konsumgesellschaft von großer Relevanz ist.

Service

Viktor Frankl: .Trotzdem Ja zum Leben sagen. Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager. Kösel-Verlag

Erich Fromm: Die Furchte vor der Freiheit. Dtv-Verlag

Immanuel Kant: Was ist Aufklärung? Felix Meiner Verlag

Carlo Strenger: Abenteuer Freiheit. Ein Wegweiser für unsichere Zeiten. Edition suhrkamp

Etienne de la Boetie: Abhandlung über die freiwillige Knechtschaft. Limbus Verlag

MBSR -Stressreduktion durch Achtsamkeit

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