Bauarbeiten in Indonesien für eine Schnellstraße, Teil der neuen Seidenstraße

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Radiokolleg - Chinas Megaprojekt: Neue Seidenstraße

Eine weltweite Unternehmung (3). Gestaltung: Maria Reininger

Es ist eine beispiellose Expansion, die große Umwälzungen nach sich ziehen wird. Von einer verstörenden Expansion sprechen manche, China verkauft seine wirtschaftlichen Unternehmungen lieber blumig, in Anlehnung an die historische Seidenstraße, die bis zum 13. Jahrhundert Bedeutung hatte, als Neue Seidenstraße.
Connectivity ist eines der Schlagwörter dazu: im Wesentlichen auf zwei Routen sollen Verkehrswege und Handelsverbindungen zwischen China, Zentralasien und Europa im Westen geschaffen werden.

Und ebenso bis in den Südosten Asiens. Die Neuerrichtung riesiger Häfen gehört dazu. Das Projekt umfasst aber noch viel mehr: zahllose Kraftwerke sind von Pakistan bis Hinkley Point in Großbritannien geplant. Selten entsprechen die Planungen den vollmundigen Erklärungen zu umweltfreundlichen Initiativen und so gut wie immer wird auf Pump gebaut. Die ersten Projekte sind bereits gescheitert, Sri Lanka hat beispielsweise erklärt, den von China errichteten Hafen nicht zahlen zu können.

China wird damit zum Gläubiger und Langzeitpächter an strategisch wichtigen Orten der Welt. Ob sich China selbst diesen strategischen Ausbau leisten kann, ist fraglich.
Der chinesische Ökonom Ho-Fung Hung von der John Hopkins University in den USA weist auf die hohe Inlandsverschuldung Chinas hin. Welches Risiko besteht?
Zahlreiche Kultur-, Wissenschafts- und Technologiekooperationen gehören zum Projekt "Neue Seidenstraße". Wirtschaftstreibende erwarten neue Absatzmärkte, aber auch Spionagevorwürfe wurden bereits erhoben.

Westlicher Endpunkt der geplanten Seidenstraße ist London. Und die philippinische Asienforscherin Dorothy Guerrero, die für die NGO Global Justice Now in London arbeitet, schlägt Alarm: China kaufe sich in London im Übermaß ein. Eine Tatsache, die angesichts eines möglichen Brexit doppelt diskussionswürdig ist. In Griechenland hat die 67%-Beteiligung Chinas am wichtigsten Hafen Piräus, der geplanten Riesendrehschiebe für asiatische Investoren in Europa, bereits Machtfragen nach sich gezogen. China fordert Loyalität mit seiner Politik.

Das Demokratiemodell Europa ist in Gefahr, sagt der China-Experte Jan Weidenfeld vom EU-China-ThinkTank Merics.
Und die Botschafter der EU-Staaten in China kritisieren die einseitige Ausrichtung des Projekts an chinesischen Interessen.
Maria Reininger fragt nach, welche Machtverschiebungen längerfristig zu erwarten sind.

Service

Buchhinweis:
Ho Fung Hung, "The China Boom - Why China Will Not Rule the World", Columbia University Press 2017

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