Ö1 Kunstsonntag: Tonspuren

Schöner Schwulst

"Itzt liebt die gantze Welt!" Alexander Nitzberg über Daniel Casper von Lohenstein und sein barockes Großgedicht "Venus". Feature von Claudia Gschweitl.

Daniel Casper von Lohenstein (1635-1683) war einer der bedeutendsten Dichter des schlesischen Barocks. Heute ist der erstaunlich produktive Autor jedoch nahezu vergessen. Dabei wird er noch im 18. Jahrhundert mit Johann Sebastian Bach verglichen bzw. umgekehrt: "Er ist in der Musik dasjenige, was ehmals der Herr von Lohenstein in der Poesie war", schrieb ein Zeitgenosse über den Komponisten. Extreme Emotionalität und extreme Sinnlichkeit zeichnen die Barocklyrik aus. Das Kunstverständnis der damaligen Zeit gilt jedoch bereits seit der Aufklärung als unnatürlich, unverständlich und schwülstig. Auch heute ist die Barockdichtung nicht gerade das, was man als populär bezeichnen würde.

Der Autor, Übersetzer und Rezitator Alexander Nitzberg hat Lohenstein wiederentdeckt und es sich zur Aufgabe gemacht, seine Werke dem Publikum schmackhaft zu machen. Er hält die Barockzeit für eine der interessantesten, weil experimentierfreudigsten Epochen der deutschsprachigen Literatur - eine Literatur der Extreme. Und Lohenstein sei unter allen Lyrikern der radikalste, meint Nitzberg.

Das 1695 postum erschienene Gedicht "Venus" bildet mit seinen beinahe 2.000 Versen einen Gipfel der Barocklyrik. Es handelt sich dabei um eine verschlungene und alles verschlingende Hymne auf die Göttin der Schönheit und auf die Liebe als zentrale kosmische Macht: "Ein Fest der Sinne aus kaum greifbarer Mythologie, verzuckerter Erotik, monströser Emblematik und wunderlichen Klangballungen", schreibt Nitzberg.

Sendereihe

Gestaltung

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Benjamin Clementine
Album: I TELL A FLY
Titel: Better sorry than a safe
Solist/Solistin: Benjamin Clementine /Gesang, Piano m.Begl.
Länge: 03:42 min
Label: Universal Music 5780123

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