Ö1 Kunstsonntag: Radiokunst - Kunstradio

Vergrabene Klänge

Magneto Mori: Vienna von Mark Vernon

In "Magneto Mori: Vienna" mischen sich Klänge aus der Vergangenheit und der Gegenwart Wiens miteinander. Im November 2019 wurden zwei Tage lang Tonaufnahmen der ganzen Stadt direkt mit einem tragbaren Tonbandgerät auf Magnettonband aufgenommen. Dieses Band wurde in Stücke geschnitten und mit einigen Magneten gemeinsam in der Erde vergraben. Die Magnete löschten die Teile des Tonbands mit denen sie direkt in Kontakt kamen. Nach einigen Tagen im schlammigen Boden eines Wiener Gartens wurden die verbleibenden Tonfragmente exhumiert, gewaschen, getrocknet und in zufälliger Reihenfolge wieder zusammengefügt.

Die absichtliche Teillöschung und Abnutzung der Wiener Aufnahmen hat künstlich bearbeitet klingenden Sounds hervorgebracht. Die Abnutzungserscheinungen wurden beschleunigt und die Zuordnung des Audiomaterials in eine bestimmte Zeitperiode ist dadurch schwierig geworden. Während Vernons Aufnahmen der Stadt in der Erde ruhten, hat er alte Kassetten, Diktiergeräte und Tonbandgeräte auf den lokalen Flohmärkten gesammelt und zusätzliche Aufnahmen in der Stadt gemacht. Die gefundenen Audioelemente reichen von neuen Aufnahmen, die Standortdaten enthalten bis fünfzig Jahre in die Vergangenheit.

Alle diese Elemente bildeten das Ausgangsmaterial für die radiophone Komposition "Magneto Mori: Vienna", die einerseits ein Wien- und andererseits auch ein Zeitporträt darstellt. Es entstand eine Art archäologischer Ausgrabung gefundener Geräusche, verlorener Fragmente, vergrabener Erinnerungen und magnetischer Spuren.

In "Magneto Mori: Vienna" werden Klänge präsentiert, die die diversen Prozesse und die Zeit überstanden haben.

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