Staunenswert strukturiert stürmischer Sibelius

29. März 2019, 11:30

Für den gelernten Schlagzeuger Rouvali ist das "Gefühl des inneren Grooves, welches man durch das Spielen von Percussion bekommt", für seine Auffassung der Musik von Sibelius "sehr wichtig". Seine am Podium recht drastische Art, die Musik gestisch zu untermalen, rechtfertigt er damit, dass "der Dirigent irgendwo im Körper Tempo zeigen können sollte". Er wurde "Schlagzeuger, damit meine Füße und Hände verschiedene Dinge gleichzeitig tun können. Wenn man eine Partitur liest, singt man sie im Kopf".

Sibelius und Rouvali: stürmisch, ungezügelt, wild, selbstbewusst, hochbegabt und nicht kopflos neue Wege beschreitend. Es war eine kluge Entscheidung, die Gesamtaufnahme der sieben Symphonien und der symphonischen Dichtungen von Jean Sibelius mit der 1. Symphonie einzuleiten: Sibelius war während der Komposition etwa im selben Alter wie der knabenhaft und spitzbübisch aussehende Rouvali.

Wie ernst Rouvali seinen Sibelius nimmt, erkennt man an Rouvalis und des Orchesters Gestaltung der von vielen Orchestern ungeliebten "unmelodiösen" angeblichen Begleitstimmen. Sie sind bei Sibelius kein schmückendes Beiwerk, sondern unverzichtbares motivisches und klangliches Baumaterial.

Service

Aktuelle Aufnahme:
Jean Sibelius
Symphonie Nr. 1 e-Moll, op. 39
"En saga", Tondichtung op. 9
Göteborger Symphoniker
Santtu-Matias Rouvali, Dirigent
Alpha Classics 440

Sendereihe

• Des Cis

Gestaltung

• Peter Kislinger