Lebenskunst - Begegnungen am Sonntagmorgen

Nahtoderfahrungen, Antijudaismus, Judas

Kurz vor der Schwelle - Über Nahtoderfahrungen und "Ewiges Leben" +++ Nicht genau genug gelesen - Bibelübersetzungen als Ursache für christlichen Antijudaismus +++ Verräter oder Heilsbringer - Wer war Judas? +++ Hosanna dem Sohn Davids - Bibelessay zu Lukas 19, 28 - 40. - Moderation: Martin Gross

1. Kurz vor der Schwelle - Über Nahtoderfahrungen und "Ewiges Leben"

Am Palmsonntag nähern sich die Tage, an denen die Erzählungen vom Sterben und Auferstehen des Jesus aus Nazareth in den Mittelpunkt der Betrachtungen von gläubigen Christinnen und Christen rücken. Und damit für viele Menschen auch die Frage nach einem Weiterleben nach dem Tod. Ein Phänomen, das zumindest in der Nähe dieser Frage angesiedelt ist, kennt man unter dem Begriff "Nahtoderfahrung".
Menschen, die so etwas erlebt haben, erzählen etwa, wie sie selbst ihren leblosen Körper und die Aktivitäten von Sanitätern und Ärztinnen beobachten, erzählen von einem Tunnel und einem warmen, wunderschönen Licht. Doch was genau ist das? Lassen sich diese Erfahrungen messen, empirisch auswerten? Und was sagen sie aus über ein Leben nach dem Tod?
Hans Goller hat in München, Innsbruck und in den USA Philosophie, Theologie und Psychologie studiert und sich auch aus der Perspektive der Neurologie mit dem Phänomen "Nahtod" beschäftigt. Auf Einladung der "Akademie am Dom" war der Jesuit und emeritierte Universitätsprofessor in Wien. Maria Harmer hat mit Pater Hans Goller gesprochen.


2. Nicht genau genug gelesen - Bibelübersetzungen als Ursache für christlichen Antijudaismus

Vom kleinen Lektor in der Kirche bis hin zur Bibelwissenschaftlerin an der Universität - viele Menschen in Theorie und Praxis stehen immer wieder vor der Frage: Was ist - bald 80 Jahre nach der Schoah - mit Bibelstellen anzufangen, die eindeutig judenfeindlich oder antisemitisch interpretiert oder instrumentalisiert werden können? Gerade der Autor des Johannes-Evangeliums steht im Ruf, besonders aggressiv und polemisch mit den Jüdinnen und Juden der Zeit Jesu umzugehen: In der Szene der Verurteilung Jesu etwa heißt es: "Die Juden aber schrien: "Weg mit dem! Kreuzige ihn!" Verse wie diese sind das biblische Fundament des christlichen Antijudaismus und Antisemitismus. Müssen sie getilgt, geschönt oder korrigiert werden?
Der Theologe Hans Förster empfiehlt etwas anderes - er empfiehlt einen genaueren Blick in den Originaltext. Denn dort sind viele "Problemstellen" weit weniger judenfeindlich als in der Übersetzung. Dass der Antisemitismus tief im Christentum verwurzelt ist, daran kann hingegen kein Zweifel bestehen: Am Anfang der traditionellen Judenfeindschaft stand ein konflikthafter Ablösungsprozess der einen Religion von der anderen. Waren diejenigen, die sich zu Jesus von Nazareth als Messias/Christus bekannten, anfangs noch eine innerjüdische Gruppe, lösten sich die späteren Christinnen und Christen immer mehr von der Herkunftsreligion. Juden und Christen fanden sich in einem Konkurrenzkampf um den wahren Glauben, um Anhängerschaft und um Anerkennung wieder. - Gestaltung: Markus Veinfurter


3. Verräter oder Heilsbringer - Wer war Judas?

Der Schauspieler Samuel Koch - bekannt geworden durch seinen schweren Unfall in der Sendung "Wetten, dass.?" - hat sich intensiv mit der Figur des Judas Iskariot auseinandergesetzt, jenem Jünger aus der Gefolgschaft des Jesus von Nazareth, der dessen Festnahme arrangiert hat. Im Nationaltheater Mannheim spielt der querschnittgelähmte Samuel Koch den Judas im gleichnamigen Stück der holländischen Autorin Lot Vekemans. Und er ist davon überzeugt, dass ein differenziertes Bild von Judas längst überfällig ist. In allen vier Evangelien des Neuen Testaments jedenfalls kommt die Gestalt des Judas schlecht weg. Judas galt durchweg und gilt oft noch als Inkarnation des Bösen, als Verräter schlechthin, der aus niederen Motiven den mit einem Kuss verrät, von dem er geliebt wird. Anderes ergeben die Forschungen mancher Theolog/innen: Judas, der kurz nach dem Preisgeben Jesu seinem Leben ein Ende setzt, wird als der Jünger gesehen, der sich opfert, um die Erlösertat seines Meisters zu ermöglichen. Ein Gedanke, dem auch Samuel Koch folgen kann, wie er im Interview im Theater von Mannheim erzählt. - Gestaltung: Martin Gross


4. Hosanna dem Sohn Davids - Bibelessay zu Lukas 19, 28 - 40

Jener Ausschnitt aus dem Lukasevangelium, der im Rahmen der traditionellen Prozession am Palmsonntag gelesen wird, beinhaltet den bejubelten Einzug Jesu in Jerusalem, der Stadt, in der er bald darauf zum Tod verurteilt, gekreuzigt werden und dann auferstehen sollte. Sehr persönliche Betrachtungen dazu hat Benediktinerpater Karl Schauer in einem Bibelessay formuliert. Er ist Bischofsvikar für Wallfahrtswesen, Tourismusseelsorge und Berufungspastoral in der katholischen Diözese Eisenstadt.

Service

Bibelessay zu Lukas 19, 28 - 40

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Orlando Gibbons/1583 - 1625
Album: JUBILATE - MUSIC FOR THE KINGS AND QUEENS OF ENGLAND
Titel: Hosanna to the Son of David - Anthem für gemischten Chor
Chor: Choir of the Chapel Royal of St.Peter ad Vincula Within the Tower of London
Leitung: John Williams
Länge: 02:28 min
Label: Chandos CHAN 6560

Komponist/Komponistin: Franz Schubert/1797 - 1828
Titel: Sechs Antiphonen zum Palmsonntag DV 696 op.posth.113 für Chor a cappella
Titel: Nr.4 Pueri Hebraeorum (00:53)
Chor: Chorvereinigung St.Augustin
Leitung: Friedrich Wolf
Länge: 00:53 min
Label: ORF Radio Wien

Komponist/Komponistin: Johann Sebastian Bach
Vorlage: Bibel NT/Johannes, Kap.18 u.19
Vorlage: Bibel NT/Matthäus 26
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Kirchenliedstrophen
Gesamttitel: JOHANNESPASSION, BWV 245 / Passion in 2 Teilen nach Bibelworten, Kirchenliedstrophen und freier Dichtung / Gesamtaufnahme von 2010 / CD01/56172/23_H
Titel: 23. Die Jüden aber schrieen und sprachen / NR.23a Rez. Evangelist (00:04:17)
* Lässest du diesen los, so bist du des Kaisers Freund nicht / NR.23b Chor
* Da Pilatus das Wort hörete, führte er Jesum heraus / NR.23c Rez. Evangelist, Pilatus
* Weg, weg mit dem, kreuzige ihn / NR.23d Chor
* Spricht Pilatus zu ihnen : Soll ich euren König kreuzigen ? / NR.23e Rez. Evangelist, Pilatus
* Wir haben keinen König denn den Kaiser / NR.23f Chor
* Da überantwortete er ihn / NR.23g Rez. Evangelist
Leitung: Frans Brüggen
Orchester: Orchestra of the Eighteenth Century
Solist/Solistin: Markus Schäfer /Evangelist/Tenor
Solist/Solistin: Thomas Oliemans /Jesus/Bariton
Solist/Solistin: Carolyn Sampson /Sopran
Solist/Solistin: Michael Chance /Altus
Solist/Solistin: Marcel Beekman /Tenor
Solist/Solistin: Peter Kooij /Baß
Solist/Solistin: Pierre-Guy Le Gall White /Pilatus/Tenor
Solist/Solistin: Bart Oenema /Petrus/Bariton
Solist/Solistin: Jon Etxabe-Arzuaga /Servus/Tenor
Solist/Solistin: Guido Groenland /Servus/Tenor
Solist/Solistin: Valeria Mignaco /Ancilla/Sopran
Chor: Cappella Amsterdam
Länge: 04:17 min
Label: Glossa GCD92113 (2 CD)

Komponist/Komponistin: Tomas Luis de Victoria/um 1548 - 1611
Album: TENEBRAE RESPONSORIEN von Tomas Luis de Victoria
Titel: 2. Iudas mercator pessimus (00:02:23)
Anderssprachiger Titel: Judas, der unselige Krämer, verriet den Herrn mit einem Kusse
Gesamttitel: RESPONSORIEN FÜR GRÜNDONNERSTAG
Chor: The Sixteen
Leitung: Harry Christophers
Länge: 02:23 min
Label: Virgin classics VC 7914402 / 2

Komponist/Komponistin: Anton Bruckner/1824 - 1896
Titel: Te Deum in C-Dur für Soli, Chor und Orchester
* 11. In te, Domine speravi: Mäßig bewegt. Allegro moderato. Alla breve (00:05:03)
Leitung: Franz Welser-Möst
Orchester: The London Philharmonic
Solist/Solistin: Jane Eaglen /Sopran
Solist/Solistin: Birgit Remmert /Alt
Solist/Solistin: Deon van der Walt /Tenor
Solist/Solistin: Alfred Muff /Baß
Chor: Mozart Chor Linz
Choreinstudierung: Balduin Sulzer
Länge: 05:03 min
Label: EMI Classics 5561682

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