Die Mona Lisa von Leonardo Davinci

KEYSTONE/MARTIAL TREZZINI

Salzburger Nachtstudio

Leonardo

Zum 500. Todestag eines Genies
Gestaltung: Nikolaus Halmer

Leonardo da Vinci gilt als Universalgenie der Renaissance. Der Maler der Mona Lisa, der Zeichner des ideal proportionierten Menschen, der Konstrukteur von Flugapparaten, der Verfasser von philosophischen Bemerkungen wurde zum Mythos, der bis heute anhält und zu zahlreichen Spekulationen geführt hat.

Anlässlich seines 500. Todestages haben führende Renaissance-Experten wie Volker Reinhardt und Bernd Roeck umfangreiche Studien vorgelegt, die diesen Mythos dekonstruieren. Ein sorgfältiges Quellenstudium - speziell der Notizbücher Leonardos - zeigt den vermeintlichen Uomo universale als einen eigenwilligen Künstler, der mit den humanistischen Idealen seiner philosophischen Zeitgenossen wie Marsilio Ficino oder Pico della Mirandola wenig anfangen konnte.

Da er aufgrund seiner unehelichen Geburt über keine höhere Bildung verfügte, ging er einen anderen Weg.

Für Leonardo galt nur die einfache Erfahrung des optischen Eindrucks, die er in obsessiver Weise zeichnend und malend festhielt. Leonardo verstand die Malerei als eine Philosophie, mit der er die Natur oder auch die menschliche Anatomie erforschte. Diese Ausrichtung auf die Materie machte ihn zum schärfsten Kritiker der wort- und schriftgewandten Humanisten und der christlichen Theologen, die mit einem metaphysischen Brimborium die materiellen Grundlagen des menschlichen Lebens verleugneten. Und Leonardo kannte auch die Abgründe der menschlichen Existenz: In zahlreichen Zeichnungen finden sich demente Physiognomien, die Samuel Becketts Rumpfexistenzen, die in Tonnen hausen, vorwegnehmen.

Nikolaus Halmer zum 500. Todestag Leonardo da Vincis am 2. Mai 2019

Service

LITERATUR:

Walter Isaacson: Leonardo da Vinci, Propyläen Verlag

Volker Reinhardt: Leonardo da Vinci. Das Auge der Welt, C.H. Beck Verlag

Bernd Roeck: Leonardo. Der Mann, der alles wissen wollte, C.H.Beck Verlag

Frank Zöllner: Leonardo da Vinci 1452-1519. Sämtliche Gemälde und Zeichnungen, Taschen Verlag

Marie Selliers "Das Lächeln meiner Mutter", Edition Bernest

Giorgio Vasari: Lebensläufe der berühmtesten Maler, Bildhauer und Architekten, Manesse Verlag

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