Kulturjournal

2 x Frankenstein, Marina Zwetajewa, Havanna Biennale, "Oceane"-Uraufführung

1. Grenzen der Wissenschaft: Zwei Mal "Frankenstein" im Theater
2. Das Leben der Marina Zwetajewa als Bühnenstück
3. Havanna Biennale: Blühende Kunst in Krisenzeiten
4. Fremde Frau vom Meer: Oper "Oceane" in Berlin uraufgeführt

Beiträge

  • Zwei Mal "Frankenstein" im Theater

    Mit ihrem Roman "Frankenstein oder der moderne Prometheus" hat die Engländerin Mary Shelley vor fast genau 200 Jahren einen Klassiker der Weltliteratur geschaffen und wurde damit zur Ikone der Schauer-Literatur. Beeinflusst von den wissenschaftlichen Errungenschaften ihrer Zeit wie der Erforschung der Elektrizität, erzählt sie darin die Geschichte des jungen Schweizers Viktor Frankenstein, der in Ingolstadt einen künstlichen Menschen erschafft, dem er nicht mehr Herr wird - Sinnbild für die Hybris des Menschen. Die Frage, wie weit Wissenschaft gehen darf, ist ungebrochen aktuell. Vielleicht mit ein Grund, dass gleich zwei Theater den Frankenstein auf die Bühne heben, wenn auch in ganz unterschiedlicher Form. In der Theaterwerkstatt des Landestheaters St. Pölten ist am Wochenende eine Grusel-Trash Version von Dominik Oley uraufgeführt worden. Im Theater im Zentrum in Wien folgt am Dienstag eine Adaption für das Theater der Jugend.

  • Das Leben der Marina Zwetajewa als Bühnenstück

    Marina Zwetajewa gilt als eine der bedeutendsten russischen Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts. 1892 in Moskau geboren, verbrachte sie Teile ihrer Kindheit und Jugend in Deutschland, der Schweiz und Italien und studierte an der Pariser Sorbonne. Die ersten Jahre der Revolution erlebte sie in Russland, bevor sie die Jahre 1922 bis 1939 im Exil verbrachte. Zwetajewa verfasste Prosawerke und übersetzte. Vor allem aber lebte sie für ihre Gedichte. Ihrem ereignisreichen Leben und Werk hat die österreichische Schriftstellerin und Slawistin Katharina Tiwald nun ein eigenes Theaterstück gewidmet. "Marinas letzte Briefe - Stück für Zwetajewa" feiert am Dienstag in der Inszenierung von Julia Nina Kneussel im "Bar&Co" im Wiener Theater Drachengasse Premiere.

  • Havanna Biennale: Blühende Kunst in Krisenzeiten

    Wie könnte ein neues, anderes Kuba aussehen? Was geschieht in der Nach-Castro-Ära und wie reagieren die Künstler darauf? Solchen Fragen kann man auf der Havanna Biennale nachspüren, deren 13. Ausgabe zur Zeit über die Bühne geht. Die äußeren Bedingungen sind diesmal alles andere als günstig. Kuba geht durch eine schwere Wirtschaftskrise. Seit 60 Jahren wird die Wirtschaft der Insel von einem Boykott durch die USA beeinträchtigt; dazu kommen interne Schwierigkeiten. Viele fürchten, dass sich die Lebensverhältisse noch verschlimmern werden. Vor ein paar Tagen kündigte Raul Castro seinen Landsleuten an, dass sie sich auf noch mehr Unannehmlichkeiten einstellen müssten. Die Kunst aber blüht auf Kuba.

  • Oper "Oceane" in Berlin uraufgeführt

    Die Figur der "fremden Frau vom Meer", die vergeblich versucht, ihren Platz in der menschlichen Gesellschaft zu finden, hat das gesamte 19. Jahrhundert über Schriftsteller, Komponisten und Bildende Künstler inspiriert. Auch Theodor Fontane beschäftigte dieses Thema: Das 1882 entstandene Novellenfragment "Oceane von Parceval" ist nur einer seiner Versuche, in der Gestalt der Melusine die Mischung aus den Gefühlen von Bedrohung und Faszination zu fassen, der sich eine männlich dominierte bürgerliche Gesellschaft angesichts der Verbindung von Weiblichkeit mit archaischer, erotisch freizügiger Natürlichkeit gegenübersah. Für das Fontane-Jahr 2019 haben Detlev Glanert und Hans-Ulrich Treichel nun eine Oper auf der Grundlage dieses Fragments geschrieben - diese feierte am Sonntag unter der Regie von Robert Carsen an der Deutschen Oper Berlin ihre Uraufführung.

Sendereihe