Francis Poulenc: "Dialogues des Carmélites"

11. Mai 2019, 19:30

1794 erreichte der Terror der Französischen Revolution seinen Höhepunkt. Am 17. Juli des Jahres wurden sechzehn Nonnen des Karmeliter-Ordens von Compiègne auf dem Schafott hingerichtet. Die Vollstreckung verlief allerdings ungewöhnlich: die Schwestern schritten "Miserere", "Salve Regina" und "Te Deum" singend zur Guillotine. Zuvor waren die Nonnen verhaftet worden, da sie ihr Kloster nicht verlassen und ihren Orden nicht aufgeben wollten. Eine der Schwestern, Mutter Marie, entging durch Zufall der Verhaftung und überlebte. Ihr Bericht vom Widerstand der Nonnen überlieferte die Geschichte der Karmelitinnen von Compiègne für die Nachwelt.

1906 erfolgte die Seligsprechung der Nonnen als Märtyrerinnen. 1931 setzte ihnen Gertrud von le Fort durch die Novelle "Die Letzte am Schafott" ein literarisches Denkmal. Vor dem Hintergrund der Historie erzählt die Briefnovelle die fiktive Geschichte von Blanche de la Force, die vor ihrer Lebensangst ins Kloster flieht. Dort findet sie allerdings nicht die ersehnte Ruhe, sondern ist mit vielen Anfechtungen konfrontiert, allen voran mit den quälenden Selbstzweifeln und der Todesangst der alten Priorin. Als draußen große Umbrüche stattfinden und die Schwestern in Gefahr geraten, flieht Blanche erneut, entscheidet sich schließlich aber doch in die Gemeinschaft zurückzukehren, um mit ihren Schwestern in den Tod zu gehen.

Auf Basis von Gertrud von le Forts Novelle schuf der tiefgläubige Katholik Francis Poulenc eine Oper, die sich den Prämissen der musikalischen Avantgarde seiner Zeit nicht beugte und vielmehr Anleihe an großen romantischen Kompositionen des 19. Jahrhunderts nahm. Die Uraufführung von Poulencs "Dialogues des Carmélites", 1957, an der Mailänder Scala war ein fulminanter Erfolg und bald wurde das Werk an internationalen Opernhäusern nachgespielt.

Die New Yorker Metropolitan Opera brachte "Dialogues des Carmélites" erstmals 1977 auf die Bühne und zwar in einer Inszenierung von John Dexter, die zuletzt 2013 im Haus am Lincoln Center gezeigt wurde. Nach sechsjähriger Absenz findet sich diese klassische Produktion seit wenigen Tagen wieder auf dem Spielplan der Met. In der heutigen Samstags-Matinee - es handelt sich um 60. "Dialogues des Carmélites"- Vorstellung in der Met-Aufführungsgeschichte - verkörpert die US-amerikanische Mezzosopranistin Isabel Leonard, Blanche. Neben ihrer Landsfrau, der Sopranistin Erin Morley als Schwester Constance sind die kanadische Sopranistin Adrianne Pieczonka als Madame Lidoine und die finnische Sopranistin Karita Mattila als Madame de Croissy zu hören. Der designierte Musikdirektor der Met, Yannick Nézet-Séguin, dirigiert Chor und Orchester der Metropolitan Opera.

Sendereihe

• Opernabend