APA/ROBERT JAEGER
Radiokolleg - Stabil inmitten von Krisen
Einblicke in das haschemitische Königreich Jordanien (4). Gestaltung: Johannes Kaup
6. Juni 2019, 09:05
Wer das Wüstenland Jordanien mit dem Blick eines Touristen bereist, dem fällt es schwer, nicht ins Schwärmen zu geraten. Die wohl bekannteste und mit bis zu 60.000 Besuchern täglich meistbesuchte Attraktion Südjordaniens ist das antike Petra. Die von den Nabatäern errichtete gigantische Felsenstadt in der Wüste zählt seit 2007 zurecht zu den 7 neuen Weltwundern der Erde.
Heute leben 10 Millionen Menschen in Jordanien, in einem Land, das flächenmäßig nur etwas größer ist als Österreich. Die Mehrheit der jordanischen Bevölkerung besteht aus Arabern (98%), deren Vorfahren von Beduinen-Stämmen abstammen. Mehr als 50 Prozent der Bevölkerung sind zugewanderte Palästinenser, die nach dem Palästinakrieg 1948 und dem Sechstagekrieg 1967 nach Jordanien geflohen waren und später das Bürgerrecht erhielten.
Jordanien ist ein islamischer Staat und gemäß seiner Verfassung eine konstitutionelle Monarchie. Das Königshaus der Haschemiten beansprucht, vom Propheten Mohammed abzustammen. Der gegenwärtige König Abdullah II., der mit der Palästinenserin Königin Rania verheiratet ist, ist Staatsoberhaupt, Oberbefehlshaber der Streitkräfte und ernennt den Ministerpräsidenten sowie den Ministerrat. Das aus zwei Kammern bestehende Parlament kann zwar Vorschläge des Königs diskutieren, hat aber de facto - angesichts eines umfassenden königlichen Veto- und Vorschlagsrechts - relativ wenig Macht der politischen Gestaltung.
International gilt König Abdullah II. als verlässlicher Partner des Westens und als Garant für Frieden und politische Stabilität. Seit Jahren befindet sich die jordanische Wirtschaft in einer schweren Krise, die von den politischen Krisen seiner regionalen Nachbarn zusätzlich verschärft wird. Die größte zusätzliche Belastung für Jordanien sind Hundertausende Flüchtlinge, die seit der Jahrtausendwende durch die Kriege im Irak, Syrien und Jemen, ins Land gekommen sind. Da die Lage in den Krisengebieten immer noch nicht sicher ist, ist es wahrscheinlich, dass ein großer Teil der Geflüchteten in Jordanien bleiben wird. Arbeits- und Bildungsmöglichkeiten, sowie Wohnraum und medizinische Versorgung müssen geschaffen werden.
Jordanien liegt bei der Wasserarmut weltweit an vierter Stelle. Es gibt mit dem Jordan und dem Yarmuk nur zwei nennenswerte Flüsse, die von Jahr zu Jahr weniger Wasser führen. Das niederschlagsarme Land liegt zudem hoch, sodass das vorhandene Wasser mit hohen Kosten in die bevölkerungsreichen Ballungsräume im Norden gepumpt werden muss. Nach Lösungen für das Wasserproblem wird fieberhaft gesucht, da Angebot und Bedarf immer weiter auseinanderklaffen.
Johannes Kaup hat das haschemitische Königreich Jordanien bereist und vermittelt Einblicke in seine Geschichte und Kultur, sowie in die soziale, wirtschaftliche, politische und religiöse Lage der jordanischen Gesellschaft.
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