Friedl vom Gröller

MARIA ZIEGELBOECK

Intermezzo - Künstlerinnen und Künstler im Gespräch

Der widerspenstige Blick

Friedl vom Gröller alias Kubelka zu Gast bei Petra Erdmann

Mit 73 Jahren zählt Friedl vom Gröller alias Friedl Kubelka zu einer der wichtigsten Vertreterinnen des österreichischen Experimentalfilms. Ihre Fotoserien werden in den renommierten internationalen Museen ausgestellt. Zuletzt im Pariser Centre Pompidou und in der Tate Modern in London. An die 110 Kurzfilme hat Friedl vom Gröller realisiert, die in ihrer Poesie und Spontanität an die französische Nouvelle Vague erinnern.

Sie zeigt meist stumme und ihr vertraute Protagonist/innen in einer ihr eigenwilligen Mischung aus Nähe und Distanz. Friedl vom Gröller verführt mit Kamera und deren "akustischen Geräuschen, die ungemein wichtig sind." Im Zentrum ihrer Arbeiten steht das Porträt. Die Menschen blicken direkt in ihre Kamera. Ihre künstlerische Arbeit verspricht Intimität und Widerspenstigkeit zugleich.

"Fotografieren und Filmen ist ein Akt des Begehrens", sagt die Ex-Frau des Filmemachers und Theoretikers Peter Kubelka. In zweiter Ehe mit dem Psychoanalytiker Georg Gröller hat sie auch ihren Nachnamen in einen Künstlernamen abgeändert. Ihrer Ästhetik, schwarz-weiß analog zu fotografieren und zu filmen, Friedl Kubelka vom Gröller ist sie treu geblieben. In der Modefotografie in den 60er Jahren wurde es ihr schnell zu bunt und klar, einen rein künstlerischen Weg einschlagen zu wollen.

"Die Hakennase von einer Frau fand ich immer schön als die Models, die wie aus der Trapp-Familie entlaufen schienen". In den männlich dominierten Künstlercafés in Wien fand die Gleichgesinnte und Freunde wie den Maler Franz West, dessen Gesicht und Werk sie bis zu dessen Tod viel fotografiert hatte. Seit 1972 fertigt die in London geborene und in der DDR aufgewachsene Künstlerin beharrlich ihre "Jahresporträts" an. Alle fünf Jahren verdichtet sie ihre Selbstporträts zu kleinteiligen Fotoserien, in denen neben ihr auch ihre Tochter, Mutter und Freunde immer wieder auftauchen. Die Kunst war für Friedl Kubelka immer auch Privatsache. Neben einer Ausbildung zur Psychoanalytikerin hat sie zwei Kunstschulen in Wien gegründet - 1990, die Schule für künstlerische Fotografie und 2006 die Schule für den unabhängigen Film.

Service

Friedl Kubelka vom Gröller, "One Is Not Enough, Photography & Film", herausgegeben von Dietmar Schwärzler, englisch / inkl. DVD, Kurzgeschichte von Miranda July, Grafikdesign: Sylvia Gruber, 320 Seiten. Extra: Magazin zu Pape Mamadou Samb/Papisto Boy, herausgegeben gemeinsam mit Madeleine Bernstorff, 40 Seiten. Erschienen im Verlag der Buchhandlung Walther König in Kooperation mit der DVD-Edition INDEX.

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