Brian Jones Presents The Pipes of Pan at Joujouka

3. Juli 2019, 17:30

Am 29. Juli 1968 kam Rolling Stone Brian Jones mit seiner Freundin und Toningenieur George Chkiantz für einen Kurzbesuch in das marokkanische Dorf Joujouka (nach anderer Schreibweise: Jajouka oder Zahjouka), um die traditionellen Musiker des Dorfes mit ihren schneidend trötenden Schalmeien, unbändig zwitschernden Flöten und wild pulsierenden Trommeln aufzunehmen.

Von dieser angeblich tausende Jahre alten, archaischen, ja sogar heilenden Musik war damals bereits viel geschwärmt worden im Umfeld von Brion Gysin, der in Tanger ein Restaurant betrieb, das ab Mitte der '50er-Jahre zu einem beliebten Treffpunkt von Künstlern der Beat-Generation wurde.

Als das Album "Brian Jones Presents the Pipes of Pan at Joujouka" 1971, also bereits lange nach Brian Jones' Tod auf dem Label der Rolling Stones erschien, traf es genau den Zeitgeist des Exotik-hungrigen Westens in seiner Suche nach Neuem und Unerwartetem, nach emotionaler Tiefe und spiritueller Energie. Das Album kann auch als einer der Ausgangspunkte der westlichen Weltmusik-Rezeption jenseits der Musikethnologie betrachtet werden: "echte" und "authentische" Musik aus fremden Ländern als Ergänzung und Erweiterung des sich immer mehr öffnenden westlichen Populärmusikmarkts.

Damit verbunden waren auch bereits all die Ungereimtheiten und Widersprüche, die seither die Weltmusik-Branche der Schallplattenindustrie fast zwangsläufig immer wieder kennzeichnen: Faszination und Verklärung ebenso wie Fehlinterpretationen und Halbwahrheiten bezüglich der Musik und der Musiker und natürlich auch finanzielle Fragen. Anlässlich des 50. Todestags von Brian Jones erinnern die "Spielräume" an dieses intensive und folgenschwere Album.

Sendereihe

• Spielräume

Gestaltung

• Michael Neuhauser