STIG
Medizin und Gesundheit
Ästhetik und Lebensfreude - Wie Tanzen auf die Gesundheit wirkt
11. Juli 2019, 16:05
Jeden Sommer wird Wien zur Hauptstadt des Tanzes. Und zwar bereits seit 1983. Damals wurde ImPulsTanz gegründet, ein Festival für zeitgenössischen Tanz. Es gehört zu den größten seiner Art weltweit. Von 11. Juli bis 11. August ist es wieder soweit. Internationale Profitänzer/innen und namhafte Choreographen demonstrieren die vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten des Körpers. Für Anfänger/innen gibt es zahlreiche Angebote, die ersten Schritte zu wagen. Eine gute Gelegenheit, um der Frage nachzugehen, welchen Beitrag Tanzen für die Gesundheit leisten kann. Bzw. andererseits, mit welchen gesundheitlichen Problemen vor allem Berufstänzer/innen konfrontiert sind.
Sieht schön aus, tut aber oft ziemlich weh
Kaum jemand, der vom Tanzen lebt und regelmäßig Topleistungen erbringen muss, hat nicht hin und wieder mit Überlastungsreaktionen zu kämpfen. Im zeitgenössischen Tanz werden insbesondere Arm- und Schultergelenke, Ellenbogen und die Wirbelsäule stark beansprucht.
Die am meisten belasteten Körperregionen von Balletttänzer/innen sind hingegen Füße, Knie und Hüftgelenk bzw. bei Männern, die ja die Frauen heben müssen, auch die Schulter und die Armgelenke. Bei vielen Profitänzern gehören Schmerzen zum Alltag.
Wer oder was kann helfen?
Viele Tänzerinnen und Tänzer haben Methoden gefunden, wie sie sich selbst helfen können, um bald wieder fit für das Tanzparkett zu sein. Unser Sendungsgast Eva-Maria Kraft beispielsweise wendet im Falle von Schmerzen Massagebälle oder eine Faszienrolle an, um das Gewebe zu lockern und die Durchblutung zu steigern. Ganz wichtig sind ihrer Meinung nach ausreichend Ruhezeiten, die sich viele Tänzer/innen ihrer Erfahrung nach zu selten gönnen. Sollten die Beschwerden länger andauern, ist ein Besuch bei einem Orthopäden, Osteopathen, Physio- oder Schmerztherapeuten anzuraten.
Starke Reize
Unser Sendungsgast Roman Pallesits schwört auf Flossing. Dabei werden mit dicken, elastischen Bändern schmerzende Gelenke und Körperpartien fest abgebunden. Anschließend wird jene Bewegung durchgeführt, die schmerzhaft ist. Nach dem Lösen der Flossing-Bänder wird die Durchblutung stark angekurbelt und dadurch werden regenerative Prozesse in Gang gesetzt.
Ebenfalls hilfreich sind manuelle Therapie, Nadelreizmatte und GuaSha. Bei dieser aus Südostasien stammenden Methode "schabt" man mit einem Holzlöffel am Gewebe, ebenfalls mit dem Ziel, dass dieses stärker durchblutet wird.
Fragwürdiges Schönheitsideal
Der Druck, unter dem viele Tänzer/innen stehen, kann sich aber auch auf die Psyche auswirken. Ein Problem, das häufig junge Frauen im Ballett betrifft, sind Essstörungen, wie Magersucht und Bulimie.
Die Tänzerin Eva-Maria Kraft hat sich auf Ernährungstraining für Tänzer spezialisiert und zu diesem Thema auch ein Buch geschrieben. Für die gewünschte schlanke Figur, lang verfügbare Energie und raschere Regeneration eignen sich einige Lebensmittel besonders gut - darunter Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen.
Tanzen macht gesund
Natürlich tut Tanzen nicht hauptsächlich weh, sondern es kann extrem viel Freude bereiten und auch Heilungsprozesse fördern. Neuesten Erkenntnissen zufolge wirken sich die rhythmischen Bewegungen sogar positiv auf Krankheiten wie Morbus Parkinson und Demenz aus.
Und natürlich profitieren alle davon, die übergewichtig sind bzw. von Folgeerkrankungen wie etwa Diabetes betroffen sind.
Die aus Argentinien stammende Tänzerin und Choreographin Fabiana Pastorini hat nach einem Bandscheibenvorfall den "Dance for Health" entwickelt, eine Variante, die freien Tanz, Achtsamkeit, spezielle Atemtechniken, Selbstmassage und Elemente aus der Kinesiologie und Traditionellen Chinesischen Medizin umfasst. Sie können den "Dance for Health" in zwei Workshops beim ImPulsTanz-Festival kennenlernen.
Moderation: Univ.-Prof.in Dr.in Karin Gutiérrez-Lobos
Sendungsvorbereitung: Mag.a Nora Kirchschlager und Dr. Christoph Leprich
Reden auch Sie mit! Wir sind gespannt auf Ihre Fragen und Anregungen. Unsere Nummer: 0800/22 69 79, kostenlos aus ganz Österreich.
Tanzen Sie gerne? Welche Tanzform gefällt Ihnen am meisten?
Wo tanzen Sie? Alleine oder zu zweit?
Wie fühlen Sie sich nach dem Tanzen? Haben sich bei Ihnen dadurch körperliche oder psychische Probleme verbessert?
Haben Sie bereits Workshops beim ImPulsTanz-Festival besucht?
Sind Sie Profitänzer/in? Haben Sie häufig Schmerzen durch das Tanzen? Was hilft Ihnen, diese zu lindern?
Service
Sendungsgäste im Funkhaus Wien:
Eva-Maria Kraft, BA
Tänzerin und Tanzpädagogin (Ballett und Zeitgenössischer Tanz)
Expertin für Ernährung bei Tänzern
Raum für Tanz KG
Zone C - Raum für Körper & Stille KG
Neubaugasse 31
1070 Wien
+43 650 43 43 773
E-Mail
Homepage
Fabiana Pastorini
Tänzerin, Choreographin
hat den "Dance for Health" entwickelt
Neustiftgasse 53
1070 Wien
Tel: +43 1 699 19245421
Homepage
Roman Pallesits
Physiotherapeut
Mexikoplatz 24/3
1020 Wien
+43 664 307 48 13
E-Mail
Homepage
Weitere Anlaufstellen und Info-Links:
ImPulsTanz - Vienna International Dance Festival
Gratis ImPulsTanz-Workshops
"Dance for Health"-Workshops mit Fabiana Pastorini beim ImPulsTanz
Verein Tamed - Tanzmedizin Deutschland
Österr. Berufsvereinigung für Tanzpädagogik
Physio Austria, Bundesverband der PhysiotherapeutInnen Österreichs
Österr. Gesellschaft für Osteopathie
Österr. Gesellschaft für Orthopädie und orthopädische Chirurgie
Österr. Tanzsportverband
Seniorentanz Österreich
Austrian Dance Server - Tanzen in Österreich
Tanzmedizin
Tanzspezifische Physiotherapie
Tanzen - ganzheitliche Förderung für Kinder
Studie: Tanzen für Senioren noch besser als Fitnesssport
Tanzen im Rollstuhl
Buch-Tipps:
Liane Simmel, Eva-Maria Kraft, "Ernährung für Tänzer: Grundlagen, Leistungsförderung, Praxistipps", Verlag Henschel 2016
Liane Simmel, "Tanzmedizin in der Praxis - Anatomie, Prävention, Trainingstipps", Henschel Verlag 2017
Josef Huwyler, "Tanzmedizin - Anatomische Grundlagen und gesunde Bewegung", Hogrefe Verlag 2013
Judith-Elisa Kaufmann, "Tanzpädagogik & Tanzmedizin - Fach- und Arbeitsbuch Tanzpädagogik: Die Symbiose der Zukunft", Rediroma-Verlag 2016
Julia Dold, "Kreativer Tanz mit Kindern und Jugendlichen: Choreografien, Tanztheater und Tanzgeschichten", Verlag Meyer & Meyer 2017