Medizin und Gesundheit

"the silent killer" - eineinhalb Millionen Menschen in Österreich haben Bluthochdruck


Diesen Namen trägt der Bluthochdruck leider zu Recht. Denn Hypertonie tut nicht weh - ist aber der wichtigste Risikofaktor für einen vorzeitigen Tod.
Denn die potentiell tödlichen Folgeschäden an Herz, Gehirn, Augen oder Nieren entwickeln sich schleichend. Erst nach jahrelang bestehendem Überdruck im Blutkreislauf kommt es zu merkbaren Beschwerden.
Blutdruckmessen wäre die Lösung dieses Problems. Machen halt zu Wenige.
Laut Statistik Austria haben 1,5 Millionen Menschen in Österreich erhöhte Werte. Die Hälfte davon ist ahnungslos!

Unzureichende Behandlung

Das nächste Fiasko: Der Großteil der Betroffenen erreicht trotz medikamentöser Therapie nicht die Zielwerte. Nur etwa 40 Prozent der Behandelten werden nach den aktuellen Richtlinien versorgt. Dies hat mit den Behandlern und den Behandelten selbst zu tun: Die praktischen Ärzte haben in der Regel zu wenig Zeit, um die Erkrankten zu schulen und zu begleiten. Die Patienten wiederum nehmen die Medikamente nicht wie angeordnet ein.

In Kanada ist alles besser

Der Klassenprimus in dieser Disziplin ist Kanada. Dort werden fast 80 Prozent der Menschen mit Hypertonie so gut therapiert, dass der Blutdruck innerhalb der Zielwerte liegt.
Das war aber auch in diesem nordamerikanischen Land nicht immer so: 1992 lagen nur 13 Prozent der Patienten im Zielbereich. Dann machte das kanadische Gesundheitssystem Nägel mit Köpfen und stellte ein "disease management program" auf die Beine. Unter Einbindung der Ärzteschaft werden nun - jährlich aktualisiert - verständliche Empfehlungen für einen gesunden Lebensstil und die richtige Verwendung von Tabletten der Bevölkerung zur Verfügung gestellt.

Guter, steirischer Brauch

Das einzige Bundesland in Österreich, das einen echten Plan zum Thema Bluthochdrucktherapie hat und diesen auch erfolgreich umsetzt, ist die Steiermark.
Univ.-Prof. Dr. Robert Zweiker, von der Kardiologie der Meduni Graz, hat vor über zwölf Jahren eine geniale Strategie entwickelt: Personen mit Bluthochdruck werden innerhalb eines Monats vier Mal je eineinhalb Stunden geschult. Und zwar von speziell ausgebildeten Krankenschwestern und Ärzten. Es geht um Lebensstilfaktoren, richtiges Blutdruckmessen, die Reduktion von Übergewicht, mehr Bewegung und den sinnvollen Einsatz der verordneten Medikamente.
In der Folge übernehmen niedergelassene Ärzte die weitere Betreuung. Auch diese erhalten dafür eine Einschulung. Das Projekt ist derart erfolgreich, dass es nun bereits seit einige Jahren durch die Steirische Gebietskrankenkasse in den Regelbetrieb übernommen wurde.
Zur Nachahmung empfohlen.

Neue Richtlinien
Die seit 2018 geltenden Behandlungsrichtlinien sehen vor: Die Mehrheit der Hochdruckpatienten sollte von Anfang an nicht nur mit einer, sondern mit zwei unterschiedlich wirkenden Substanzen behandelt werden.
Das Behandlungsziel ist eine Senkung auf unter 140/90 mm Hg. Wenn es keine belastenden Nebenwirkungen gibt, sollten 130 mm Hg als systolischer Wert angestrebt werden.

Fragen:
Kennen Sie Ihren Blutdruck?
Ist der normal oder erhöht?
Fühlen Sie sich ausreichend informiert und betreut?
Kennen Sie jene jene Lebensstilmaßnahmen, die Sie selbst ergreifen können, um den Druck in Ihren Arterien in den Normalbereich zu bringen?
Nehmen Sie Medikamente ein?
Verspüren Sie Nebenwirkungen?
Welcher Arzt betreut Sie?


Moderation: Univ.-Prof.-Dr. Markus Hengstschläger
Sendungsvorbereitung und Redaktion: Dr. Christoph Leprich


Reden auch Sie mit! Wir sind gespannt auf Ihre Fragen und Anregungen. Unsere Nummer: 0800/22 69 79, kostenlos aus ganz Österreich

Service

Sendungsgast im Funkhaus Wien:

Prim. Univ.-Prof. Dr. Rainer Oberbauer, Vorstand der Universitätsklinik 3 für Nephrologie an der Meduni Wien

Sendungsgast im Landesstudio Steiermark:

Priv.-Doz.in Dr.in Sabine Perl, Präsidentin der österreichischen Gesellschaft für Bluthochdruck (Hypertensiologie), Klinische Abteilung für Kardiologie, Univ.-Klinik für Innere Medizin Graz

Weitere Anlaufstellen und Info-Links:

Schulungsprojekt für Hypertonie-Betroffene der Meduni Graz
Interessante Videos der Hochdruckliga
Österreichische Gesellschaft für Hypertensiologie
Österreichische Kardiologische Gesellschaft
Österreichischer Herzverband
Österreichische Gesellschaft für Nephrologie
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