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Zeit-Ton
Die Grande Dame der Neuen Musik (1)
Musik von Sofia Gubaidulina beim Internationalen Musikfest im Wiener Konzerthaus (Teil 1). Gestaltung: Marie-Therese Rudolph
22. Juli 2019, 23:03
Das 39. Internationale Musikfest im Wiener Konzerthaus bietet einen vierteiligen Schwerpunkt zu Sofia Gubaidulina, der Grande Dame der Neuen Musik und bedeutendsten russischen Komponistin der Gegenwart. Zwei Konzerte daraus werden in der Reihe Zeit-Ton präsentiert. Am 15. Juni bringen der Chorus sine nomine unter der Leitung von Johannes Hiemetsberger gemeinsam mit den "Great Talents" Narek Hakhnazaryan (Violoncello) und Christoph Sietzen (Perkussion) sowie Emiko Uchiyama (Perkussion) und György Handl (Celesta) "Sonnengesang" zur Aufführung.
Gubaidulinas Musik berührt unmittelbar, zeugt von einer tiefen Spiritualität und Innerlichkeit. Schostakowitsch ermutigte sie einst, ihren Weg beharrlich trotz aller Widrigkeiten weiterzugehen. Da sie mit ihrer Musik der Ästhetik des Sowjetregimes nicht entsprach, und sie trotzdem im Land blieb, komponierte sie ab den 1960er Jahren vor allem Filmmusik um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Zudem sind viele ihrer Werke vom christlichen Glauben geprägt, zu dem sie sich - als Enkelin eines Mullahs - sukzessive bekannte. Einer ihrer großen Förderer in Europa war der lettische Geiger Gidon Kremer. Er trug maßgeblich dazu bei, dass sie und ihre Musik den entsprechenden Stellenwert bekommen haben. Seit 1992 lebt sie in der Nähe von Hamburg.
Die 1931 in Tschistopol in der russischen Teilrepublik Tatarstan geborene Komponistin verfasste das eindrucksvolle Werk "Sonnengesang" 1997/98 auf den Text Cantico delle creature von Franz von Assisi, dem ältesten Zeugnis italienischer Literatur. "Gelobt seist du, mein Herr, für Schwester Mond und die Sterne. / Am Himmel hast du sie geformt, klar und kostbar und schön."
Sendereihe
Gestaltung
- Marie-Therese Rudolph
Playlist
Komponist/Komponistin: Sofia Gubaidulina
Titel: Sonnengesang für Violoncello, Chor und Schlagzeug (1997-98) (Ausschnitt)
I: Chorus sine nomine
I: Narek Hakhnazaryan (Violoncello)
I: Christoph Sietzen (Perkussion)
I: Emiko Uchiyama (Perkussion)
I: Johannes Hiemetsberger (Dirigent)
György Handl (Celesta)
Länge: 45:20 min
Label: Sikorski LM